Dorfkirche Strehlen (Brandenburg)
Dorfkirche Strehlen (Brandenburg)

„Für die nächsten Jahrzehnte gesichert“

Umfassende Sanierung der Dorfkirche Strehlen

Im Herzen der Prignitz, der sanften Landschaft Nordwest-Brandenburgs, liegt das kleine Strehlen. Es gehört zum Ortsteil Blüthen und ist wiederum Teil der amtsfreien Gemeinde Karstädt, einem der so genannten regionalen Wachstumskerne Brandenburgs. Direkt an der Strehlener Dorfstraße steht die Strehlener Kirche – ein wahres Juwel.

Ein Blick in die Geschichte

Das schmucke Gotteshaus zählt zu den ältesten Fachwerkkirchen Brandenburgs und besitzt eine jahrhundertelange Geschichte. Ihr Kern stammt aus dem 16. Jahrhundert. 1903 wurde sie gotisch überformt – ihr heutige Erscheinungsbild. Ein bemerkenswertes Detail, das man von außen allerdings nicht sehen kann – ist die seltene bauzeitliche Holzkonstruktion im Turm. Sie dient nicht nur als Glockenstuhl, sondern stabilisiert gleichzeitig den gesamten Turm.

Im Innenraum steht auf der Westempore ein spätgotischer Figurenschrein aus dem 15. Jahrhundert. Der Großteil der weiteren Ausstattung stammt aus der Umgestaltungsphase des frühen 20. Jahrhunderts. Eine wichtiger Persönlichkeit der Region ist der Theologe Heinrich Vogel (1902-1989), damals Mitglied der Bekennenden Kirche und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus.

Angesichts des Alters der Dorfkirche war nun eine umfassende Sanierung unumgänglich, um ihr kulturelles und spirituelles Erbe für künftige Generationen zu bewahren. Das Projekt wurde im April 2024 initiiert. Schon im Juni konnten die Handwerke mit den Arbeiten beginnen. Die gesamte Baumaßnahme erfolgte in enger Abstimmung mit der Unteren Denkmalschutzbehörde des Landkreises Prignitz.

1. Bauabschnitt: Kirchturm im Fokus

Der erste, planmäßig durchgeführte Bauabschnitt konzentrierte sich auf die Sanierung des Turms. Dabei wurde das innenliegende Fachwerk in Teilen freigelegt, um an marode Holzbalken heranzukommen. Sämtliche Knotenpunkte im inneren Fachwerk wurden wieder hergestellt und die gesamte Tragkonstruktion des Turmdaches vollständig erneuert.

Die alte Dachschalung und Schindeldeckung wichen einer Vollschalung und einer hochwertigen Naturschieferdeckung. Die weithin sichtbare Turmbekrönung wurde aufwendig aufgearbeitet und neu vergoldet, bevor sie an ihrem ursprünglichen Standort wieder montiert wurde.

Südansicht der Dorfkirche Strehlen

Südansicht der Dorfkirche Strehlen

Der neue Wendenknüppel (oder Geckpfahl) am Ostgiebel

Der neue Wendenknüppel (oder Geckpfahl) am Ostgiebel

Blick in die Glockenstube

Blick in die Glockenstube

Der Rähm (ein waagerechter Balken und Abschluss der Fachwerkswand) mit erneuerter Schwelle

Der Rähm (ein waagerechter Balken und Abschluss der Fachwerkswand) mit erneuerter Schwelle

Die Dachkonstuktion im Turm ist ertüchtigt

Die Dachkonstuktion im Turm ist ertüchtigt

Instandgesetzte Dachkonstruktion über dem Kirchenschiff

Instandgesetzte Dachkonstruktion über dem Kirchenschiff

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Auch die Außenschale des Turms, das Sichtmauerwerk, wurde ausgebessert. Defekte Ziegel wurden ersetzt, nicht benötigte Metallteile ausgebaut und sämtliche Risse mit Edelstahlankern geschlossen. Ein zusätzlicher Ringanker unterhalb des Turmdachs dient zur weiteren Stabilisierung des Mauerwerks.

Im Inneren der Turmspitze erhielt die Glockenstube einen neuen Bohlenbelag. Die drei Glocken wurden neu gelagert und die Stahljoche verstärkt. Die vorhandene Läuteanlage konnte zwar wieder in Betrieb genommen werden, doch die alte mechanische Turmuhr ließ sich nicht mehr instand setzen und wurde durch eine funkgesteuerte Uhr mit Einzelantrieben ersetzt. Die Schallläden aus Schieferplatten konnten erhalten werden, lediglich defekte Platten wurden ausgetauscht. Zum Schutz vor Vögeln wurde sowohl vor den Schallöffnungen als auch vor den darunter befindlichen Mauerwerksöffnungen ein Drahtgeflecht angebracht.

Kirchenschiff: Neue Eindeckung und historische Spuren

Im 2. Bauabschnitt stand die Dacheindeckung des Kirchenschiffs im Mittelpunkt. Die alte Eindeckung aus Betondachziegeln wurde vollständig durch eine neue Schiefereindeckung ersetzt. Dabei wurde die Dachkonstruktion überarbeitet und schadhafte Hölzer ersetzt. Weil die nötigen Materialien erst sehr spät eintrafen, verzögerten sich die Arbeiten bis in den Dezember.

Einen besonderen Fund machten die Zimmerleute am Ostgiebel – sie entdeckten die Abbundzeichen eines ehemaligen Wendenknüppels. So ein „Geckpfahl“ (ein senkrechter Holzbalken mit Verzierungen) dient nicht nur der reinen Optik, er soll auch Schaden vom Gebäude abhalten. Eigentlich findet man diese Form des Giebelschmucks in der Regel an Fachwerkbauten im Westfälischen – für Brandenburg eher unüblich. Weil er aber einst an der Strehlener Dorfkirche vorhanden war, wurde ein neuer Wendenknüppel hergestellt und am ursprünglichen Standort angebracht.

Das Mauergesims des Kirchenschiffes musste auf bis zu drei Schichten vollständig aufgenommen und neu aufgemauert werden. Die Verfugung im Sockelbereich konnte witterungsbedingt erst im Frühjahr 2025 erfolgen.

Ein erfolgreicher Abschluss

Im April 2025 konnte die gesamte Baumaßnahme abgeschlossen werden – rund 275.000 Euro waren dafür kalkuliert. 10.000 Euro hat die Stiftung KiBa beigesteuert. Ein ganz herzliches Dankeschön dafür erreichte das Stiftungsbüro per Post: „Mit dem erfolgreichen Abschluss der Sanierung ist das Bestehen unserer Kirche für die nächsten Jahrzehnte gesichert. Ohne Ihre finanzielle Förderung wäre die Sanierung nicht möglich gewesen!“