„Kirchen an neue Bedürfnisse anpassen“
Preis der Stiftung KiBa 2025
Der Preis würdigt fundierte Modelle, Konzepte und Ideen, mit denen Gemeinden ihre Kirchengebäude öffnen für die Bedürfnisse der Menschen aus dem Dorf oder der Stadt und dabei als Orte der Begegnung mit Gott und miteinander einladend bleiben. Vier Preise an besonders gelungene Projekte hat die Jury vergeben.
1. Preis: Roter Kubus Coesfeld
Mit dem Projekt Roter Kubus hat die Kirchengemeinde Coesfeld in Nordrhein-Westfalen im hinteren Drittel der Kirche nicht nur viel Raum für die Gemeinde geschaffen, sondern auch einen architektonisch sehr ansprechbaren und mutigen Akzent gesetzt. Ein getrennt von der Kirche beheizbarer, multifunktionaler Gemeinderaum mit viel Transparenz zu Kirchendecke und Altarbereich: Mit 60 qm bildet der Kubus zusammen mit Nebenräumen ein komplettes Gemeindezentrum innerhalb einer barocken Kirche. Nicht versteckt, sondern selbstbewusst sichtbar und farblich akzentuiert.

1. Platz - Die Kirche Coesfeld zum Lebensmittelpunkt alltags wie sonntags zu ertüchtigen und die Gemeindekonzeption entsprechend zu entwickeln

1. Platz - multifunktionaler Gemeinderaum in Coesfled mit viel Transparenz zu Kirchendecke und Altarbereich

1. Platz - Seitenansicht des Roten Kubus in Coesfeld

1. Platz - Architektonisch ansprechender Akzent: der Rote Kubus in Coesfeld

1. Platz - Im Roten Kubus in Coesfeld ist viel los

1. Platz - Teambuilding als Veranstaltung im Roten Kubus Coesfeld
Finanzielle Gegebenheiten zwangen die Gemeinde zu einer Entscheidung zwischen einem alten und zu großen Gemeindehaus und einer noch älteren geschichtsträchtigen und stadtbildprägenden barocken Kirche. Die Entscheidung für die Kirche zog die Verpflichtung nach sich, sie alltags wie sonntags zum Lebensmittelpunkt zu ertüchtigen und die Gemeindekonzeption entsprechend zu entwickeln.
Als Kirchengemeinde – sagen die Projektverantwortlichen – bringe man heute das Evangelium zum Leuchten, indem die Gemeinde sich öffnet und in ihren Vollzügen für die Zivilgesellschaft niederschwellig erlebbar und zugänglich wird. Denn: Begegnung, kulturelle Angebote, spirituelle Erfahrungsräume brauchen geeignete Orte, die einladen. Mit dem Roten Kubus hat sich die Kirche zu einem „Raum der Möglichkeiten“ entwickelt und es sind Kontaktflächen für Kirchennahe und Kirchenferne gleichermaßen geschaffen worden.
Der erste Preis ist mit einer KiBa-Förderung in Höhe von 25.000 Euro dotiert.
2. Preis: „So geh in die Arche...“ - Innivatives Bau- und Nutzungskonzept in Vogelsberg
Die Kirchengemeinde im thüringischen Vogelsberg hatte ein baufälliges Pfarrhaus und eine sanierungsbedürftige Kirche. Es musste eine Entscheidung getroffen werden, welches Gebäude erhalten wird. Mit einem innovativen Bau- und Nutzungskonzept baute man die Kirche um, das Pfarrhaus wurde verkauft. Erste positive Ergebnisse sind zu sehen.

2. Platz - Mit einem innovativen Bau- und Nutzungskonzept wird die Kirche Vogelsberg umgebaut.

2. Platz - 2021: Baustelle in der Vogelsberger Kirche

2. Platz - 2021: Der Innenraum der Vogelsberger Kirche wird zur Arche

2. Platz - 2024: Die Kirche in Vogelsberg öffnet sich

2. Platz - Februar 2025: Die Arche kurz vor der Fertigstellung

2. Platz - Der erste Gottesdienst in der Arche im Advent 2024
Wie ein Schaufenster öffnet sich das Kirchengebäude durch den gläsernen Chor. Mit dem Glasvorbau und der späteren Terrasse ergibt sich auch eine positive städtebauliche Wirkung. Besonders beeindruckt zeigte sich die Jury davon, wie tatkräftig die Menschen in der Region das Projekt unterstützt haben.
Für die Gemeinde besonders wichtig: der Instandhaltungsaufwand ist überschaubar. Da die Unterstützung durch Hauptamtliche eher gering ausfällt – das Pfarramt in Vogelsberg ist unbesetzt – übernehmen Ehrenamtliche viele Aufgaben und machen eine reges Gemeindeleben möglich. Ein hohes Allgemeininteresse am Umbau hat dazu geführt, dass auch zu „normalen“ Gottesdiensten ein guter Besuch erfolgt. Den neuen Raum dürfen alle Interessenten nutzen.
Der zweite Preis ist mit einer KiBa-Förderung in Höhe von 15.000 Euro dotiert.
3. Preis: Altenburger Hofsalon - Ein offener Hof neben der Kirche lädt als „niedrigschwellige Kontaktfläche“ zum Austausch ein
Mit drei Stadtkirchen in exponierter Lage (Markt, Schlosspark, altes Händlerviertel) und deren Geschichte ist die Gemeinde zu Altenburg ein integraler Bestandteil der Stadt – und mit 1.800 Mitgliedern gleichzeitig die größte Gemeinde im Kirchenkreis. Vor allem die Brüderkirche am Hauptmarkt ist weithin sichtbar und ist als Gemeindezentrum das Aushängeschild.

3. Platz - erprobte Veranstaltungen vom Sommerfest bis zum Konzert beim Altenburger Hofsalon

3. Platz - Live-Musik im Altenburger Hofsalon

3. Platz - Quartiersgruppe im Altenburger Hofsalon

3. Platz - Der Altenburger Hofsalon als „niedrigschwellige Kontaktfläche“

3. Platz - Graffiti-Workshop im Altenburger Hofsalon

3. Platz - Mosaik an der Brüderkirche Altenburg
Die große Herausforderung ist der hohe jährliche Verlust an Kirchenmitgliedern, der vor allem durch den demografischen Wandel im Altenburger Land bedingt ist. Junge Erwachsene ziehen weg, es gibt kontinuierlich weniger Taufen, Konfirmationen etc. Wie man mit dieser Entwicklung umgehen kann, ist schon seit 2009 ständig Thema. Im Nordflügel der Kirche wurde ein Familienzentrum gegründet als Alleinstellungsmerkmal mit starker regionaler Relevanz. Der Einfluss auf die Gemeinde blieb jedoch gering, denn die Schwellen erwiesen sich als zu hoch.
Deswegen legte man ab 2018 den Fokus stärker auf das Areal um die Kirche herum als niedrigschwellige Kontaktflächen. Die Nachbarschaft mit der Stadtgesellschaft sollte betont werden, verdichtet hat sich das in einem Modellkonzept: der „Altenburger Hofsalon“ hat in der mitteldeutschen Landeskirche Schule gemacht.
Der dritte Preis ist mit einer KiBa-Förderung in Höhe von 10.000 Euro dotiert.
Sonderpreis: Multifunktionsraum BOX in Vöhringen - Raum-im-Raum-Konzept mit flexiblen Nutzungsmöglichkeiten
In der Petruskirche Vöhringen in Baden-Württemberg wurde im hinteren Bereich des Kirchenschiffs Platz für einen Multifunktionsraum „Box“ mit Küchenzeile geschaffen. Er bietet die verschiedensten Nutzungsmöglichkeiten, z.B. als Eltern-Kind-Raum oder den Café-Betrieb. Mit wenigen Handgriffen kann er aber auch problemlos durch Verschiebeelemente so geöffnet werden, dass bei größeren Gottesdiensten Sitzplätze in der Box für Gottesdienstbesucher zur Verfügung stehen.

Sonderpreis - Vöhringen ist eine lebendige evangelische Gemeinde mit zahlreichen Gruppen und Kreisen

Sonderpreis - Multifunktionsraum BOX in Vöhringen

Sonderpreis - eine „behagliche Oase mit Blick in den Kirchenraum“ ist der Multifunktionsraum in Vöhringen

Sonderpreis - Blick aus dem Kircheninneren zum Multifunktionsraum in Vöhringen

Sonderpreis - unterschiedliche Formate des Zusammenseins im Multifunktionsraum in Vöhringen

Sonderpreis - im Multifunktionsraum gibt es auch eine Küchenzeile
Ursprünglich wollte man (lediglich) einen Raum für Eltern mit Kindern innerhalb des Kirchenraumes schaffen. Im Rahmen eines Ideenwettbewerbs kam man jedoch auf viele weitere Ideen und entdeckte neue Nutzungsmöglichkeiten. 2020 war das Projekt abgeschlossen, doch die Corona-Pandemie sorgte für massive Verzögerungen beim eigentlichen Betrieb. Seit 2022 findet wöchentliche das „Café mit Herz“ statt – je nach Witterungslage drinnen in der Box oder vor der Kirche. Das hat Menschen in die Kirche gebracht, die ihr zuvor fern standen.
Die zahlreichen Gruppen und Kreise in der Gemeinde profitieren besonders von der Box. Während der Gottesdienste – insbesondere bei Taufen – wird der Raum von jungen Familien sehr geschätzt. Das regelmäßige „Kirchencafé“ nach dem Gottesdienst ist immer gut besucht.
Der Sonderpreis ist mit einer KiBa-Förderung in Höhe von 5.000 Euro dotiert.
Der Bewerbungszeitraum lief vom 1. September 2024 bis zum 28. Februar 2025. Die Preisverleihung findet am 31. September 2025 im Rahmen des 31. Evangelischen Kirchbautages in Berlin statt.