St. Petri-Paul Günstedt

St. Petri-Pauli im thüringischen Günstedt zeigt Kunst- und Baugeschichte

KiBa-Kirche des Monats Januar 2012

Die Gemeinde St. Petri – Pauli im thüringischen Günstedt hat ihre Kirche zu allen Zeiten gehegt und gepflegt, vor allem aber im 19. Jahrhundert: Ein Glockenspiel für 33 Taler hier, ein vergoldetes Ziffernblatt für die Turmuhr im Wert von 211 Talern dort, ein neuer Anstrich der Frauensitze – die Verschönerung der Kirche schien nicht nur in guten Erntejahren eine Selbstverständlichkeit. Von dem damaligen Engagement profitiert man in Günstedt bis heute: Die über das für Dorfkirchen übliche Maß hinausgehende Ausstattung von St. Petri – Pauli ist einer der Gründe, warum die Kirche als „ein besonders wertvolles Denkmal und Kulturgut für die gesamte Region“ bezeichnet werden kann, wie es Sixtus Hermanns, der mit der Sanierung des Gebäudes beauftragte Ingenieur, in seinem Gutachten tut.

St. Petri-Pauli Günstedt

St. Petri-Pauli Günstedt

St. Petri-Pauli Günstedt

St. Petri-Pauli Günstedt

St. Petri-Pauli Günstedt

St. Petri-Pauli Günstedt

St. Petri-Pauli Günstedt

St. Petri-Pauli Günstedt

St. Petri-Pauli Günstedt

St. Petri-Pauli Günstedt

St. Petri-Pauli Günstedt

St. Petri-Pauli Günstedt

St. Petri-Pauli Günstedt

St. Petri-Pauli Günstedt

St. Petri-Pauli Günstedt

St. Petri-Pauli Günstedt

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Das aus Natursteinen errichtete Kirchenbauwerk ist dreigliedrig. Während der gotische Chor vermutlich aus dem 14. Jahrhundert stammt, entstanden Kirchenschiff und Turm in den Jahren 1705 bis 1716; sie stellen einen der Zeit entsprechenden Barockbau dar. Das Besondere daran: Ausstattung und Einbauten aus dieser Zeit, zum Beispiel der Altar und der Taufstein, sind nahezu vollständig erhalten. „Emporen, Patronatslogen, Treppengeländer, Bestuhlung u.a.m. weisen stilistisch sehr schön ausgeprägte Formen des Bauernbarock auf“, betont der Gutachter. Weit über das übliche Maß an Bauernmalerei hinaus gehe jedoch die künstlerisch überdurchschnittlich qualitative Ausmalung des Kircheninnenraumes und der Decken und Emporen mit biblischen Darstellungen des alten und neuen Testaments. Eine Tafel, die mit dem Abschluss der Malerarbeiten 1728 in der Kirche angebracht wurde, erläutert: „Diese Himmelsgewölbe mit dem Bogen auf beiden Seiten, präsentiert in Bildern nach den drey Hauptständen die Pflichten eines wahren zum Himmel weisenden Christen, recht zu glauben fleißig zu helfen gottselig zu leben gesittet zu leiden und selig zu sterben“.

„Gottselig leben“ und auch „gesittet leiden“ – das galt in Günstedt allerdings schon Jahrhunderte vor der Installation der Tafel. Der Überlieferung zufolge befand sich dort im 14. und 15. Jahrhundert eine bekannte Wallfahrtsstätte, die von vielen Pilgern aufgesucht wurde. Nicht wenige von ihnen sollen sich dort gegeißelt und Ablass erhalten haben. Betreut wurde diese Kapelle von Mönchen der Commende Griefstedt. Dieser Konvent des Deutschen Ordens, in dem Ritter, Priester und Laien als „Brüder“ zusammenlebten, war aus dem Besitz der Landgrafen von Thüringen hervorgegangen. Auch nach dem Ende der Wallfahrten mit der Einführung der Reformation hat die Commende Griefstedt die gesellschaftliche und kulturelle Entwicklung der Region über viele Jahrhunderte wesentlich bestimmt. Die Gebäude der Commende wurden nach 1945 aus politischen Gründen fast vollständig zerstört – die St. Petri – Pauli-Kirche in Günstedt ist mit ihrem gotischen Chor eine der letzten baulichen Erinnerungen an die Commende. Auch dieser Umstand macht sie zu einem baugeschichtlich bedeutsamen Zeugnis.

An Gründen, die „KiBa-Kirche des Monats Januar“ auch heute zu hegen und zu pflegen, mangelt es also nicht. Und so geschieht es auch: Nach der Instandsetzung der Holzkonstruktion des Chordachs und der Eindeckung von Turmdach und Kirchenschiff wurde im vergangenen Jahr auch das Chordach mit Schiefer eingedeckt. „Nun sind alle Dächer dicht und wir hoffen, dass der wertvolle Innenraum der Kirche geschützt bleibt“, sagt Pfarrer Thomas Zaake. Auch wurde der Putz am Mauerwerk stellenweise abgehackt, um die raumklimatische Situation der Kirche zu verbessern. Von den für diesen Bauabschnitt benötigten 60.000 Euro übernahm die Stiftung KiBa 15.000 Euro. In der Gemeinde ist man froh, dass nun alle Gottesdienste wieder in der Kirche stattfinden können, sagt Zaake. „Das ist für uns ein großer Fortschritt.“