Barbarazweige - Kirschblüten zu Weihnachten
Barbarazweige - Kirschblüten zu Weihnachten Bild von Katharina N. auf Pixabay

Blüten an Weihnachten

Der Brauch der Barbarazweige

Der 4. Dezember ist der Gedenktag der Heiligen Barbara von Nikomedien. In vielen Regionen ist der „Barbaratag“ eng mit einem zauberhaften Brauch verbunden: dem Schneiden der Barbarazweige. Was hat es mit der Legende dieser mutigen Märtyrerin auf sich und welche historische Bedeutung hat das dieses winterliche Orakels?

Den liturgischen Gedenktag der heiligen Barbara kennen vor allem die römisch-katholische und die griechisch-orthodoxe Kirche. Aber auch in evangelischen Regionen ist er mal mehr und mal weniger bekannt. An diesem Tag werden traditionell die Barbarazweige geschnitten und in einer Vase in der Wohnung aufgestellt. Das Ziel dieses jahrhundertealten Brauches ist es, dass die Zweige bis Heiligabend blühen und so die Wohnung festlich schmücken.

Dabei werden oft Kirschbaumzweige verwendet, aber auch andere Obstbaumzweige wie Apfel-, Pflaumen- oder Birnbaumzweige sind üblich, ebenso Birken-, Haselnuss-, Holunder- oder Forsythienzweige.

Eine Geschichte über Standhaftigkeit

Barbara von Nikomedien, die Namensgeberin dieses Brauchs, genießt eine große volkstümliche Verehrung, auch wenn ihre tatsächliche Existenz historisch nicht gesichert ist. Ihr Name leitet sich aus dem Griechischen ab und bedeutet „die Fremde“ (der „Barbar“ hat übrigens die gleiche Herkunft).

In der Überlieferung wird erzählt, dass Barbara eine christliche Jungfrau und Märtyrerin im 3. Jhd. war. Sie wird als sehr schöne und kluge junge Frau beschrieben. Ihr Vater Dioscuros versuchte, sie vor der Außenwelt abzuschirmen und sperrte sie in einen eigens dafür errichteten Turm. Viele junge Männer hielten um ihre Hand an, doch Barbara wies alle Verehrer zurück.

In der Abwesenheit ihres Vaters nahm Barbara den christlichen Glauben an und wollte künftig als Einsiedlerin in einem Badehaus zu wohnen, das ihr Vater gebaut hatte. Dort ließ sie ein drittes Fenster hinzufügen – als Symbol der Dreifaltigkeit. Als aber Dioscuros von ihrer Bekehrung erfuhr, versuchte er in rasender Wut, seine Tochter zu töten. Auf der Flucht soll sich vor Barbara ein Felsen geöffnet haben, der sie verbarg. Trotzdem wurde sie verraten, gefangen, gefoltert und zum Tode verurteilt. Dioscuros selbst enthauptete seine Tochter. Unmittelbar darauf wurde er vom Blitz erschlagen.

Dieser dramatische Anknüpfungspunkt hat an Ende dazu geführt, dass Barbara ursprünglich in Gefahr eines plötzlichen Todes (zunächst durch Blitzschlag) angerufen wurde. Später wurde sie aber auch Schutzpatronin des Bergbaus und des Militär – wo es ebenfalls nicht ganz ungefährlich ist. Barbara zählt zu den Vierzehn Nothelfern und gilt als Symbol der Wehr- und Standhaftigkeit im Glauben. Ihre wichtigsten Attribute sind der Turm (oft mit drei Fenstern) und der Kelch.

Die Barbarazweige

Eine Legende berichtet davon, dass Barbara auf ihrem Weg ins Gefängnis mit ihrem Gewand an einem Zweig hängenblieb. Sie nahm den abgebrochenen Zweig mit und stellte ihn in ein Gefäß mit Wasser. Der Zweig soll genau an dem Tag erblüht sein, an dem sie ihr Martyrium erlitt. Darüber hinaus gibt es auch ganz praktische Gründe, den Barbaratag auf den 4. Dezember zu legen: Die Knospen benötigen in etwa die Zeitspanne von zwanzig Tagen bis zum Heiligen Abend, um in der warmen Wohnung aufzublühen.

Das Aufstellen grüner Zweige in der Winterzeit ist vermutlich ein sehr alter Brauch, dessen Bedeutung sich jedoch im Laufe der Zeit wandelte. Schriftlich nachgewiesen ist der Barbarabaum – eine größere Form des Zweiges – bereits seit dem 13. Jhd. Seit dem 15. Jhd. werden das „winterliche Grün“ und die Blüten mitten im Winter aber auch als Vorbote auf das Wunder der Weihnacht gedeutet.

Da der Barbaratag Anfang Dezember am Beginn des Kirchenjahrs liegt, ist er traditionell mit Bräuchen zur Zukunftsschau verbunden – die Blüten dienen als Heirats- und Ernteorakel oder ganz allgemein als Glücksvorhersage. Wie immer man es auch sehen mag: Der Barbarazweig, der am Weihnachtsabend mitten im Winter erblüht, ist wie ein kleines Versprechen der Hoffnung. Er symbolisiert, dass selbst in der dunkelsten und kältesten Zeit neues Leben und Freude entstehen können.