Cyriakkapelle Erfurt
Cyriakkapelle Erfurt Stefan Börner (EKMD)

„Kirche(n) und Bauhaus: Eine Spurensuche“

Otto Bartning in Erfurter Ausstellung als Bauhaus-Mitbegründer gewürdigt

Die von der Predigergemeinde Erfurt mit der Otto Bartning-Arbeitsgemeinschaft Kirchenbau (OBAK) kuratierte und durch die Thüringer Staatskanzlei geförderte Ausstellung präsentiert neben Tafeln und Architekturmodellen digitale Animationen von Kircheninnenräumen. Damit wird besonders Otto Bartning (1883-1959) als Architekt, Kirchenbaumeister und Vordenker des Bauhausprogramms gewürdigt. Die Ausstellung kann bis zum 22. September täglich außer montags von 14 bis 18 Uhr besichtigt werden.

„Die Gründung des Bauhauses reflektiert einen tiefgreifenden Umbruch in allen Bereichen der Gesellschaft, der auch die Kirche erfasste“, sagt Mathias Heller, Mitglied des Cyriak-Kreises. In der Ausstellung geht es um ideengeschichtliche Parallelen und wechselseitige Beeinflussungen zwischen Bauhaus und Kirche(n) mit besonderem Blick auf Otto Bartning, kündigt er an.

Heller weist daraufhin, dass zwar im April 1919 in Thüringen das später weltberühmte Bauhaus gegründet wurde. Die eigentliche „Geburtsstunde“ sei jedoch der 29. Dezember 1918 gewesen, als in der Privatwohnung des Architekten Otto Bartning der vom „Arbeitsrat für Kunst“ gegründete Unterrichtsausschuss zur konstituierenden Sitzung zusammenkam, um über Bartnings Lehrprogramm zur Reform der Künstler- und Architektenausbildung zu beraten. Walter Gropius habe dies dann „im Alleingang“ als programmatische Grundlage des Bauhauses genutzt. Bartning habe dann als Leiter der Bauhochschule in Weimar ein eigenständiges Profil innerhalb der klassischen Moderne entwickelt sowie ein Jahr früher als Gropius eine systematische Architektenausbildung begonnen und somit den zentralen Gedanken der eigentlichen Bauhausidee als erster in die Tat umgesetzt.

Hintergrund

Die Cyriakkapelle der Evangelischen Predigergemeinde in Erfurt ist eine Notkirche des Architekten Otto Bartning. Sie steht heute als architektonisches Zeugnis der Nachkriegszeit unter Denkmalschutz. Als Typenbauwerk („Diasporakapelle“) konzipiert und produziert, hat sie über Deutschland verteilt etwa 30 Geschwisterkirchen, die alle zwischen 1950 und 1952 erbaut wurden.

Otto Bartning (1883–1959) war ein bedeutender Architekt des 20. Jahrhunderts. Er gilt als wichtigster deutscher Kirchenbaumeister im protestantischen Bereich, Begründer des modernen evangelischen Kirchenbaus sowie neben Walter Gropius als Mitbegründer der Bauhausidee. Er erbaute 150 Kirchen im In- und Ausland. In Deutschland sind 109 Bartningkirchen erhalten, darunter 92 Nachkriegs-Serienkirchen (bekannt als so genannte „Notkirchen“), eine Friedhofskapelle, außerdem über 20 nicht-kirchliche Bauwerke.
 
Die „Otto Bartning-Arbeitsgemeinschaft Kirchenbau“ ist ein international agierender Verein, der konsequent an der Würdigung, Dokumentation und Erforschung von Bartnings Werk arbeitet.

Quelle: Pressemitteilung der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland