Dorfkirche Lausa

„Am Ende profitiert die gesamte Region“

Instandsetzung der „Kirche des Monats April 2017“ in Lausa

Die Dorfkirche im sächsischen Lausa ist wie ein unvollständig geschliffener Diamant: Ohne Zweifel schön anzusehen und vielversprechend in seinen Möglichkeiten, gibt es in dem kleinen Kirchlein  einiges zu tun. Bärbel Scaruppe gehört zu denjenigen, die sich über jeden neuen Schliff im Erscheinungsbild der Kirche freuen, dabei aber das große Ganze nicht aus dem Blick verlieren. „Die an den Wänden freigelegten alten Malereien sind wunderschön, auch die Holzdecke im Chorraum ist fein aufgearbeitet und die Fenster dort sind neu“, sagt die Vorsitzende des Fördervereins Dorfkirche Lausa e.V. Stolz kann sie sein über das Erreichte, aber sie denkt weiter: Gern sähe sie die aus dem Mittelalter stammende Kirche mit der spätgotischen Gestalt als „hübsche kleinen Heidekirche“, in der viel getauft und geheiratet wird.

„Wir waren alle entsetzt von dem erschreckenden Zustand der Kirche und wollten etwas dagegen tun.“

Bärbel Scaruppe, Vorsitzende des Fördervereins Dorfkirche Lausa e.V.

Ein Sommerfest des unternehmungslustigen Geschichtsvereins Torgau war es, das Bärbel Scaruppe vor vier Jahren ins etwa 18 Kilometer entfernte Lausa führte. „Wir waren alle entsetzt von dem erschreckenden Zustand der Kirche und wollten etwas dagegen tun“. Man nahm Kontakt auf zum örtlichen Gemeindekirchenrat. Nur ein Jahr später kam es zur Gründung des Fördervereins, dem inzwischen 45 Mitglieder angehören; Christen und Nicht-Christen aus Lausa und den zur Gemeinde gehörenden Dörfern Kaisa und Bockwitz, aber auch ehemals in der Region Beheimatete, die nun in Bayern oder Hamburg leben. Gelingen kann ein so großes Vorhaben aber nur, wenn viele an einem Strang ziehen, betont Bärbel Scaruppe. „Wir sind ein sehr aktives Team“.

Seitdem geht es voran mit der „KiBa-Kirche des Monats April 2017“. Zuallererst musste der in einer Mulde liegende Bau, in den viel zuviel Feuchtigkeit eingedrungen war, notgesichert werden. Danach wurde der Hausschwamm bekämpft, anschließend kam die „Nässe-Sanierung“: Eine Dachrinne wurde angebracht, das Außengelände reguliert, eine „Sperrschicht“ aus Ton und Lehm gegen weiteres Eindringen von Feuchtigkeit eingebracht. Inzwischen ist die betroffene Nordwand im Chorraum trockengelegt, verputzt und gestrichen. Nun stehen die Gerüste im Kirchenschiff, dessen Decke saniert, und dessen Wände gestrichen werden müssen. Im Herbst, meint Bärbel Scaruppe, können dann Altar und Taufstein restauriert werden, und auch das schöne Holzgestühl des Schiffs und der Südseite des Chors wartet noch auf seine Aufarbeitung.

Dorfkirche Lausa

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Erbaut wurde die Dorfkirche 1473 unter dem Patronat der Gutsherren von Pflugk auf Lampertswalde, deren Familienwappen noch heute über dem früheren Sakramentshäuschen prangt. In die Zeit der Spätgotik weisen auch die spitzbogigen Altarfenster und der Taufstein. Der aus der Erbauungszeit stammende Altar ist in die Mitte des heutigen Altars eingelassen. Im Dreißigjährigen Krieg war die Kirche das einzige Gebäude, das in Lausa stehen blieb. Erst 1682 fanden sich wieder Einwohner ein, ein Jahr danach wurde ein Pfarrer eingestellt, später ließ der sächsische Kurfürst Johann Georg III. die Dorfkirche wieder instandsetzen. „Ihre Ursprünglichkeit und die bemerkenswerte Tatsache, dass sie Zeugnisse aus fünf Jahrhunderten versammelt, machen die Lausaer Kirche so besonders“, sagt Bärbel Scaruppe.

Etwa 500.000 Euro, schätzt sie, wird der Traum vom herausgeputzten Kirchenjuwel kosten; bislang sind gut ein Drittel dieser Summe ausgegeben. Die Stiftung KiBa fördert das Projekt in diesem Jahr nicht zuletzt dank einer Projektspende mit 20.000 Euro. Die Kirchenförderer vor Ort haben sich für jedes Jahr drei „anspruchsvolle Veranstaltungen“ in Lausa vorgenommen, um die Vereinskasse zu füllen. Das sind Konzerte und Theaterstücke, aber auch Ungewöhnliches. Noch nicht lang her ist es, dass die Mitglieder des „Malkreises Torgau“ dafür gewonnen werden konnten, sich für Motive aus Lausa zu erwärmen. Ein Jahr lang schufen die Hobbymalerinnen und -maler entsprechende Werke, deren Verkauf auch der Dorfkirche zugute kam. Sehr erfolgreich war ist die Produktion des „Schwibb-Bogens“ mit der Kirche als Motiv. Insassen der Justizvollzugsanstalt fertigten den in der Weihnachtszeit auf vielen Fensterbänken platzierten leuchtenden Bogen in Serie, „das war eine sehr schöne Kooperation, die sich für alle Beteiligten gelohnt hat“, meint Scaruppe.

Die Vorsitzende des Fördervereins ist überzeugt, dass viele etwas von der Instandsetzung der Dorfkirche haben. „Sie wird zum Treffpunkt für die Gemeinde, auch für Nicht-Christen, die dadurch vielleicht einen Anknüpfungspunkt zum christlichen Glauben finden. Und wenn Hochzeiten oder andere Familienfeste in der Dorfkirche stattfinden, kommt auch der Gastwirt nebenan auf seine Kosten. Am Ende profitiert die gesamte Region.“