Dorfkirche Ranzin im Kreis Vorpommern-Greifswald
Dorfkirche Ranzin im Kreis Vorpommern-Greifswald

„Die Türen öffnen für alle“

KiBa-Kirche des Monats Juni 2020 in Ranzin

Von Anfang an hatte er ein „gutes Bauchgefühl“, und das ist geblieben: Wenn Pastor Ulf Harder in den Züssower Ortsteil Ranzin einbiegt, freut er sich. Seit vier Jahren ist der gebürtige Greifswalder auch im vorpommerschen Ranzin tätig „wir sind als Familie sehr glücklich hier“, sagt er. Mit diesem Glück hat auch die dortige Dorfkirche etwas zu tun, die von der Stiftung KiBa zur „Kirche des Monats Juni 2020“ gewählt wurde.

Ulf Harders allererster Vorgänger war schon im Jahr 1249 im Amt. In diesem Jahr begann auch der Bau der Ranziner Dorfkirche, ein im Wesentlichen aus unbehauenen Feldsteinen gefertigtes Gebäude an der alten Poststraße zwischen den Klöstern Eldena und Stolpe. Der Westturm wurde viele hundert Jahre später - 1861 - aus Backstein auf einem spätgotischen Feldstein-Unterbau errichtet. Im Inneren der Kirche ziehen vier Buntglasfenster und freigelegte Wandmalereien vom Anfang des 14. Jahrhunderts die Blicke auf sich, die die Erschaffung Evas, den Sündenfall und die Vertreibung aus dem Paradies zeigen. Bemerkenswert sind auch die erhaltenen Grabplatten mit Wappen und Inschriften von 1315, 1357 und 1407, die zu den ältesten erhaltenen Grabdenkmälern in Vorpommern gehören. Jahrzehntelang haben sich Menschen in der Region mit der Dorfkirche identifiziert, weiß Pastor Harder. „In den Mauern stecken Gebete von Generationen.“

Ein ganz besonderer Ort ist die Kirche aber auch, weil sie wenig verbaut ist und gut genutzt wird, meint er. „Hier gibt es eine große multifunktionale Freiheit für Ausstellungen, Konzerte und andere Veranstaltungen.“ Und damit ist auch das Erfolgsrezept der Ranziner Gemeinde benannt: „Die Kirche ist ein Ort, der so gestaltet wird, dass er alle einlädt. Nicht so nach dem Motto: ‚Du bist willkommen, musst aber dies und jenes beachten und befolgen‘. Hier sollen sich alle ganz selbstverständlich wohlfühlen und ein gutes Miteinander leben können“.
 

Dorfkirche Züssow-Zarnekow-Ranzin Ranzin

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Die Kirchentür öffnen für alle: Ein Vorsatz, der nicht immer ganz leicht in die Tat umzusetzen ist – das weiß auch Ulf Harder. „Die DDR-Zeit hat natürlich Spuren in den Biographien auch der nachfolgenden Generationen hinterlassen, Kirchennähe ist kaum verbreitet. „Aber es gibt Menschen, die sich mit viel Liebe und Herzblut für die Kirche und für ein gutes Miteinander in der Gemeinde einsetzen.“ Und dieses Engagement trägt Früchte: Eine vor wenigen Jahren eingerichtete Begegnungsstätte der Gemeinde hat die Gemeinwesenarbeit in Schwung gebracht, Menschen aus Ranzin und Umgebung kommen dort zusammen; zum Gemeindenachmittag, zum Singen, für Kunst- und Naturprojekte oder zum Kino. Ein Schwerpunkt ist die naturnahe Bildungsarbeit: „Schülerinnen und Schüler können Smoothies herstellen, es gibt Imkereikurse, im Pfarrgarten werden die alten Obstbäume durch neue Nachpflanzungen mit regionalen Obstsorten erhalten. Deren Früchte werden verarbeitet und fließen ein in hochwertige Obstsäfte“, berichtet Pastor Harder.

Das Begegnungszentrum belebt die Gemeindearbeit und mindert Berührungsängste zur Kirche, die kulturellen Angebote sollen öffnen auch für die geistlichen. Voraussetzung dafür, dass dies weiter gelingt, ist natürlich: ein intaktes Gebäude. Nachdem im vergangenen Jahr Dach und Innenraum des Kirchenschiffs saniert worden sind, stehen Pfarrer Ulf Harder und seine Mitstreitenden in den Startlöchern für den zweiten Bauabschnitt, bei dem der Westturm renoviert werden soll. 471.000 Euro sind dafür veranschlagt. Die Stiftung KiBa ist auch dabei wieder im Boot und wird diesen Schritt mit 10.000 Euro fördern.