St. Marien zu Poseritz auf Rügen (Mecklenburg-Vorpommern)
St. Marien zu Poseritz auf Rügen (Mecklenburg-Vorpommern)

Für die Zukunft gesichert

Teilsanierung von St. Marien Poseritz

Sie ist eine wirklich beeindruckende Pfarrkirche und eines der bedeutenden Bauwerke der Backsteingotik: St. Marien zu Poseritz auf Rügen ist Pilger- und Urlauberkirche, zahlreiche Gäste und Touristen besuchen die Kirche. Jetzt wurde die dringend erforderliche Teilsanierung des Schiffs erfolgreich abgeschlossen.

Jahrhundertealte Geschichte

Der Bau des einschiffigen Langhauses der St.-Marien-Kirche begann bereits im frühen 12. Jahrhundert. Von 1302 bis 1325 wurde das Gotteshaus aus Backstein auf einem Findlingsfundament errichtet. Ursprünglich war eine sogar dreischiffige Anlage geplant, die jedoch nie ausgeführt wurde. Um 1450 wurden das Kreuzrippengewölbe in das Schiff eingebaut,  Chor und der Turm stammen ebenfalls aus dieser Epoche.

Wertvolle Ausstattungsstücke finden sich im Inneren: Der gemauerte Altar ist das älteste Element und stammt aus dem Mittelalter. Eine gotische Kreuzigungsgruppe wurde um 1500 geschaffen, während der hölzerne Altaraufsatz aus dem Jahr 1703 stammt. Er zeigt Szenen wie Abendmahl, Kreuzigung, Auferstehung und Himmelfahrt. Er wurde im Jahr 2000 mit Unterstützung des schwedischen Königshauses restauriert – eine Erinnerung an Zeit nach dem Dreissigjährigen Krieg, als Rügen schwedisches Hoheitsgebiet war. Noch heute findet man das Wappen des Schwedenkönigs Carls XII. auf dem Altaraufsatz.

Die barocke Kanzel wurde 1755 von Jakob Freese aus Stralsund gefertigt, und ein Beichtstuhl stammt vermutlich ebenfalls aus dem 18. Jahrhundert. Die Kirche verfügt über zwei Bronzeglocken, wobei die ältere aus dem Jahr 1450 stammt. Die jüngere Glocke wurde 1993 in Heilbronn gegossen als Nachfolgerin der kleineren Originalglocke, die im zweiten Weltkrieg abgegeben werden musste und eingeschmolzen wurde . Die einmanualige Orgel mit neugotischem Prospekt wurde um 1850 von Nikolaus Fischer aus Demmin gebaut.

In den 1980er Jahren war die Kirche aufgrund akuter Einsturzgefahr gesperrt. Ab 1988 wurde eine umfangreiche Rekonstruktion möglich, bei der die Dachstühle von Chor und Hauptschiff erneuert und der Turm statisch saniert und neu eingedeckt wurde. Im Zuge dieser Arbeiten wurden unter bis zu elf Farbschichten Wandmalereien aus verschiedenen Jahrhunderten entdeckt, deren vollständige Restaurierung jedoch aufgrund fehlender Mittel noch unklar ist.

Der Sanierungsaufwand an der Nordseite ist beträchtlich

Der Sanierungsaufwand an der Nordseite ist beträchtlich

Der Sanierungsaufwand an der Nordseite ist beträchtlich

Der Sanierungsaufwand an der Nordseite ist beträchtlich

Innenwandfläche an der Südseite unterhalb der Empore vor der Sanierung

Innenwandfläche an der Südseite unterhalb der Empore vor der Sanierung

Innenwandfläche an der Südseite unterhalb der Empore nach der Sanierung

Innenwandfläche an der Südseite unterhalb der Empore nach der Sanierung

Frisch sanierter Treppenturm (rechts) gegenüber dem alten Zustand (links)

Frisch sanierter Treppenturm (rechts) gegenüber dem alten Zustand (links)

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Nötige Sanierung

Trotz der früheren Rekonstruktionsmaßnahmen zeigten sich im gesamten Mauerwerk der Kirche, insbesondere im Kirchenschiff, erhebliche Schäden und Mängel. Der Sockelbereich wies erhebliche Feuchtigkeitsschäden auf, vor allem auf der Nordseite war das Mauerwerk stark gefährdet. Holzschädlinge hatten Teile der Dachkonstruktion in Mitleidenschaft gezogen, gleichzeitig waren die Hölzer im Treppenturm in Südwesten morsch geworden und der hölzerne Glockenstuhl war durch Fäulnis beschädigt. Am Turm gab es offene Stellen und Risse im Giebelmauerwerk.

Eine erneute Sanierung war also dringend geboten, um die langfristige Stabilität und den Erhalt des Bauwerks zu gewährleisten. Die aktuelle Teilsanierung konzentrierte sich dabei auf die dringendsten Bereiche des Kirchenschiffs und des Treppenturms. Ursprünglich waren weitere Maßnahmen vorgesehen, wie die Sanierung des Sockelmauerwerks, die Instandsetzung der Südwand und die Installation von Abluft- und Elektroanlagen. Im zuletzt abgeschlossenen Bauabschnitt wurde jedoch ein reduzierter Maßnahmenumfang durchgeführt, der die Sanierung der inneren Wandflächen des Kirchenschiffes sowie den oberen Abschluss des südwestlichen Treppenturmes umfasste.

Umfangreicher Maßnahmenkatalog

Die Sanierung des Mauerwerks erfolgte durch den Ausbau von schadhaftem Material und den Wiederaufbau mit speziellen Mauerziegeln im so genannten Klosterformat. Solche Ziegel sind im Vergleich zu üblichen Backsteinen relativ groß und gelten als besonders robust. Sie kommen meist bei der Restaurierung historischer Bauwerke zum Einsatz – wie eben hier in St. Marien.

Bestehende Risse im Mauerwerk wurden gründlich gereinigt und anschließend verpresst. Eine Fugenbewehrung aus Edelstahl sichert zusätzlich die Stabilität. Entlang der Wände der Nordseite wurde der Ziegelfußboden neu verlegt. Dank einer Schüttung aus diffusionsoffenem Material (Hohlziegel) bleibt der Sockelbereich trocknen. Gleichzeitig wurde die Nordwand dünn verputzt. Im Treppenturm und den angrenzenden Bereichen wurde das morsche Holz entfernt und die gesamte geneigte Mauerwerksfläche am Turmabschluss saniert und verputzt.

Die Stiftung KiBa hat die Sanierung in den Jahren 2007, 2011, 2022 und 2023 finanziell begleitet – im September 2011 war St. Marien sogar die „KiBa-Kirche des Monats September“. Insgesamt hat die KiBa fast 100.000 Euro in die Poseritzer Kirche investiert. Das Land Mecklenburg-Vorpommern hat in der Vergangenheit 200.000 Euro dazu gegeben. Die erfolgreiche Teilsanierung von St. Marien trägt maßgeblich zum Erhalt dieses wertvollen Kulturdenkmals bei und sichert seine Nutzung für Gottesdienste und Konzerte in der Zukunft.