Es bewegt sich was
Lang ersehnte Turmsanierung in der Dorfkirche Gnewikow
Sieglinde Siebmann, die Vorsitzende des Fördervereins Dorfkirche Gnewikow (Brandenburg), hat in den letzten zwei Jahrzehnten mehrfach am Sinn ihres Tuns gezweifelt. Denn jahrelang ging es nicht voran in Gnewikow: Die Dorfkirche mit ihrem lädierten Turm blieb ein trauriger Anblick. Er wurde vor etlichen Jahren durch Blitze und Stürme so beschädigt, dass nicht einmal die neue Wetterfahne montiert werden konnte, die der Verein aus Spendenmitteln herstellen ließ.
Doch nun sprüht die ehemalige Bürgermeisterin des Dorfes am Ostufer des Ruppiner Sees geradezu vor Optimismus. Denn es geht endlich los mit der lang erwarteten Sanierung des kleinen, flachgedeckten Saalbaus aus dem Beginn des 16. Jahrhunderts. Das Gerüst steht seit dem Sommer, und in einem ersten Bauabschnitt werden Turm und das angrenzende Dach repariert.
Es ist sogar vorgesehen, den Turm so zu gestalten, wie er einst von Theodor Fontane in einer kleinen Zeichnung skizziert wurde: Ganz oben eine Deckung mit Holzschindeln und erst darunter Biberschwanzziegel. In seinen Wanderungen durch die Mark Brandenburg pries Fontane diese Kirche als eine besondere Zierde des Ruppiner Sees. Dies ist sie bis heute geblieben, auch wenn das Bild des Dorfes sich sehr veränderte. So wurde etwa das Gutshaus nebenan, das einst der Familie von Woldeck gehörte, modernisiert und zu einem Jugenddorf umgestaltet. An der östlichen Seite des Kirchhofs findet man noch heute den verwitterten Grabstein des Rittmeisters Georg von Woldeck (1667-1735). Schon Fontane notierte, dass dieser Grabstein schwer zu entziffern sei.
Der erste Bauabschnitt, an dem sich auch der Förderkreis beteiligt, soll 274.000 Euro kosten. Es wird indes schon Geld akquiriert für die zweite Etappe, weil nur damit die Kirche als langfristig gesichert gelten kann. Mit der Sanierung ging es 2024 erst dann voran, als zusätzlich zum Förderverein sich in großartiger Weise Ute Feuerstack engagierte, die wegen einer Krankheit vorzeitig pensionierte Pfarrerin aus dem nahen Wustrau. Gnewikow ist Teil des Pfarrsprengels Protzen-Wustrau-Radensleben, zu dem nicht weniger als elf Kirchen gehören. Daher gab es zeitweise die Befürchtung, dass die Landeskirche das Gotteshaus in Gnewikow nicht unbedingt erhalten wolle, zumal im nur drei Kilometer entfernten Karwe schon die nächste, gut erhaltene Kirche steht.
Trotz der langen Phase der Frustration hat der Förderverein mit seinen 24 Mitgliedern sich nicht entmutigen lassen, sondern aus eigenen Mitteln zumindest die Fenster erneuern lassen. Er ließ sich auch vieles einfallen, um Interesse für die Kirche zu wecken und Geld zu sammeln. Man veranstaltete Konzerte, zeigte Filme und organisierte saisonale Märkte. Auch wurde ein Taler aus Ton gefertigt, der unter anderem im Fontane-Laden in Neuruppin für 10 Euro verkauft wird. Jeden ersten Sonntag in den Monaten zwischen Mai und September, wenn die Kirche offen ist, gibt es ein Schönwetter-Cafè. Dann werden mehrere Kuchen gebacken. Mitunter sind es bis zu 60 Besucher, berichtet Sieglinde Siebmann, die dem Verein zwischen 300 und 600 Euro an Einnahmen bescheren. Denn Gnewikow wird gerne von Radlern aufgesucht, weil der Rundkurs um den Ruppiner See eine wunderschöne Tagestour ist. Der Beginn der Sanierung hat den Verein auch animiert, eine neue Website zu schaffen. Spenden können nun sogar über Paypal gezahlt werden.
Die Stiftung KiBa fördert 2025 die Gesamtsanierung in Gnewikow mit 20.000 Euro (zzgl. einer Projektspende) und hat die Dorfkirche zur KiBa-Kirche des Monats März gekürt.
Von Konrad Mrusek, Vorstandsmitglied und Regionalbetreuer für Oberhavel und Ostprignitz-Ruppin (erschienen im Rundbrief des Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg e.V.)
- www.dorfkirche-gnewikow.de
- www.altekirchen.de
- „Besondere Zierde“ am Ruppiner See soll erhalten bleiben
KiBa-Kirche des Monats März 2025 in Gnewikow
- Dorfkirche Gnewikow in der KiBa-Projektdatenbank