Stadkirche Greiffenberg in der brandenburgischen Uckermark
Stadkirche Greiffenberg in der brandenburgischen Uckermark

Kirche ohne Turm

In Greiffenberg muss sogar die Orgel raus

Was zunächst nach einer bloßen Sicherheitsmaßnahme ausgesehen hatte, erwies sich als mittlere Katastrophe. Im September 2019 berichtete die Märkische Oderzeitung: „Dass der hoch über dem Berg aufragende Turm überhaupt noch dem Wind standgehalten hat, grenzt an ein Wunder.“

Das ganze Ausmaß der Schäden trat erst zutage, als die Sanierungsmaßnahmen bereits begonnen hatten und die Fachleute erstmals hinter die Verschalungen und Bretterverkleidungen der Turmkonstruktion blicken konnten. Balkenköpfe lagen nicht mehr auf dem Mauerwerk auf, Holznägel fehlten, Verbindungen hatten ihren Geist aufgegeben. Ganze Konstruktionsteile waren völlig vom Schwamm zerfressen. In den letzten einhundert Jahren hatte man anstatt instand zu setzen immer nur notdürftig geflickt. Schnell wurde klar: bei solch massiven Schäden war die ursprüngliche Kostenkalkulation zur bloßen Makulatur geworden. 

2019 konnte mit der Instandsetzung des Greiffenberger Kirchturms begonnen werden. Gut 13 Meter der oberen Turmspitze mitsamt Laterne und Helm wurden abgetragen. Da sogar die Deckenbalken unterhalb der Turmkonstruktion ausgetauscht werden mussten, wurde die Orgel ausgebaut und vorübergehend sicher eingelagert. Das galt auch für die Turmuhr, die großen Zifferblätter stehen derzeit zwischen den Kirchenbänken.

Aufgrund der großen Schäden musste die Instandsetzung in zwei Bauabschnitte aufgeteilt werden. Um einen Teil der zusätzlichen Kosten aufzubringen, entschloss sich die Kirchengemeinde schweren Herzens, den schönen und liebgewonnenen Pfarrhof zu verkaufen und den Erlös als Zwischenfinanzierung für die Sanierung einzusetzen. Weitere Gelder kommen von der Stiftung Brandenburgische-Dorfkirchen – die unter dem Dach der Stiftung KiBa arbeitet – dem Kirchenkreis, der Landeskirche, dem Land Brandenburg, dem Landkreis Uckermark und der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Greiffenberg besitzt eine aktive Kirchengemeinde. Die Kirche wird neben regelmäßig stattfindenden Gottesdiensten auch für Konzerte und andere Veranstaltungen genutzt.

2003 wurde Greiffenberg nach Angermünde eingemeindet und zählt heute rund 700 Einwohner. Die Stadtkirche wurde in den Jahren 1723-24 auf einem steilen Hügel direkt im Ort errichtet. Die Ausstattung ist vom Barock geprägt: der hölzerne Kanzelaltar, dessen Schalldeckel von einem Gottesauge inmitten einer Strahlengloriole geschmückt ist, stammt aus der Bauzeit. Etwas älter ist die sechseckige Sandsteintaufe mit wunderbar gearbeiteten Reliefs, die biblische Szenen zeigen. Die Orgel wurde 1742 vom Berliner Instrumentenbauer Johann Michael Röder gefertigt. 1967 wurde das Instrument durch die Potsdamer Firma Schuke restauriert. In der südlichen Vorhalle sind mehrere Grabsteine der Patronatsfamilie von Sparr erhalten, darunter ein sehr schön erhaltener Figurengrabstein des Ehepaars Otto und Anna von Sparr aus dem Jahr 1576.