St. Petri zu Rostock
Manfred Sander

„Wichtiger Beitrag für Demokratie und offene Gesellschaft“

Wissenschaftliche Studie zum Zusammenhang von Kirche und politischer Kultur

Kirchen sind eine Ressource für eine vielfältige, offene und vernetzte Gesellschaft. Dabei kommt insbesondere den Kirchengemeinden als möglicher Ort für demokratische Beteiligung und gesellschaftliche Aushandlungsprozesse eine wichtige Rolle zu. Das ist das Ergebnis einer interdisziplinären Studie, mit der die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) den Zusammenhang zwischen Kirche und politischer Kultur untersuchen ließ.

„Die evangelische Kirche ist Teil der Gesellschaft. Politische und soziale Spannungen, die Deutschland durchziehen, prägen auch das Gespräch in der evangelischen Kirche. Deshalb besteht eine wichtige Aufgabe unserer Kirche darin, gute Gespräche darüber zu gestalten, worauf wir uns einigen sollten und wo wir uns abgrenzen müssten. Das ist ein wichtiger Beitrag der evangelischen Kirche zur demokratischen Kultur in Deutschland“, sagt der Kulturbeauftragte des Rates der EKD, Johann Hinrich Claussen bei der Vorstellung der Studie „Zwischen Nächstenliebe und Abgrenzung“.

In der interdisziplinären Studie eines Forschungsverbundes wurde drei Jahre lang der Zusammenhang zwischen Kirchenmitgliedschaft, Religiosität, politischer Kultur und Vorurteilsstrukturen anhand dreier Teilprojekte aus verschiedenen sozialwissenschaftlichen Perspektiven beleuchtet. Die Studie war von der Synode der EKD initiiert und vom Rat gefördert worden und wurde durch das Sozialwissenschaftliche Institut der EKD (SI) begleitet.

Bei der Stiftung KiBa kann man die Ergebnisse nur bestätigen. „Gerade in den östlichen Bundesländern erleben wir immer wieder hochengagierte Kirchengemeinden, in denen die Menschen sich einbringen und aktiv die Gesellschaft gestalten“, unterstreicht die Geschäftsführerin der Stiftung, Catharina Hasenclever. „Umso wichtiger ist es, vor allem kleineren Gemeinden im unter die Arme zu greifen und sie beim Erhalt ihrer Kirchen zu unterstützen.“ Knapp 100 Kirchen fördert die Stiftung in diesem Jahr und stellt dafür rund 1,3 Millionen Euro zur Verfügung. Kirchen seien so viel mehr als nur die Steine, aus denen sie errichtet sind, so Hasenclever.

Kirchenmitglieder sind im Hinblick auf ihre Vorurteile grundsätzlich ein Spiegelbild der Gesellschaft“, so der Vizepräsident des Kirchenamtes der EKD, Horst Gorski. Dennoch unterscheiden sich die Kirchenmitglieder untereinander und diese Unterschiede haben auch mit unterschiedlicher Religiosität und unterschiedlichen Praktiken zu tun. Das stelle die Gemeinden vor die Aufgabe, ihre Arbeit so auszurichten, dass Aufgeschlossenheit gestärkt und Vorurteile abgebaut würden. Umso wichtiger sei es, dass Gemeinden sich auch mit politisch-kulturellen Themen auseinandersetzen: „Kirchengemeinden ermöglichen ein Miteinander unterschiedlicher theologischer und gesellschaftspolitischer Haltungen und haben dadurch ein hohes integrierendes Potential“, so Gorski. Zugleich bedeute es für Gemeinden aber auch eine große Herausforderung, diese Potentiale zu heben.

Weitere Informationen sowie der kostenlose Download der Studie unter www.ekd.de/politische-kultur. Die Studie ist auch im Buchhandel erhältlich.