Dorfkirche Gemünd

„Symbol des Protestantismus“

Die „Kirche des Monats März“ in Gemünd braucht ein neues Dach

Hinter dem Aktenzeichen 61/332-12 der Denkmalliste der Stadt Schleiden in Nordrhein-Westfalen verbirgt sich ein Baudenkmal besonderer Art: Die Kirche der Evangelischen Trinitatis-Gemeinde Schleidener Tal in Gemünd ist nicht nur die älteste, sondern auch „die Mutterkirche des Protestantismus“ in der Region, sagt Pfarrer Erik Schumacher. Die Symbolkraft des Gebäudes, das die Stiftung KiBa als „Kirche des Monats März“ würdigt, ist historisch bedingt: Seit der Reformation ist das Schleidener Tal gewissermaßen eine Insel der Evangelischen in einem überwiegend katholischen Umfeld. In der Nordeifel ist nur einer von zehn Christen Protestant – die aber leben zum überwiegenden Teil nah beisammen.

In dieser Insel ist die Evangelische Kirche Gemünd gewissermaßen der Leuchtturm: Die vor mehr als 250 Jahren im Jahr 1753 direkt am Ufer der Urft erbaute Kirche war mehr als 40 Jahre lang das einzige evangelische Gotteshaus, zu dessen Gottesdiensten sich die Protestanten der umliegenden Ortschaften und Dörfer Sonntag für Sonntag zu Fuß aufmachten. Entsprechend groß wurde das Gebäude konzipiert, das bis zu 250 Personen Platz bietet. Einen Turm hatte es im Übrigen zunächst nicht, da die katholischen Herzöge, auf deren Gebiet sich die Stadtkirche befand, evangelische Kirchengebäude nur ohne Turm duldeten. Ein solcher wurde erst rund hundert Jahre später, im Jahr 1851, unter preußischer Herrschaft hinzugebaut.

Dorfkirche Gemünd

Dorfkirche Gemünd

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Dorfkirche Gemünd

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Schon vorher aber bekam die Gemünder Kirche Konkurrenz: Zum Ende des 18. Jahrhunderts wurden auch in Hellental und Schleiden protestantische Gotteshäuser genehmigt und gebaut; der Besucherstrom nach Gemünd nahm ab. Auch heute ist die Kirche an normalen Sonntagen mit 50 Besuchern gut gefüllt – Pfarrer Erik Schumacher ist trotzdem dankbar, dass die Gemeinde eine so große Kirche hat: „An Weihnachten natürlich und auch bei Konfirmationen, Jubiläen – wann immer eine größere Veranstaltung geplant ist, gehen wir in unsere größte und älteste Kirche.“ Beliebt und belebt ist das Gebäude auch seiner zentralen Lage wegen; „während die Nachbarkirchen eher am Rand des jeweiligen Orts liegen, fängt hinter der Kirche gleich die Fußgängerzone an“. In Zukunft sollen hier noch häufiger als bislang Konzerte Lesungen und Ausstellungen stattfinden; auch die Nähe zum Nationalpark Eifel soll stärkere Berücksichtigung finden, die Kirche Anlaufstelle und Ruheort auch für Wanderer und Radfahrer werden.

Bevor dies geschieht, muss sie sich jedoch einer nicht unwesentlichen Sanierungsmaßnahme unterziehen, die vor allem das Dach betrifft, dessen noch aus barocker Entstehungszeit stammende Holzkonstruktion von Schwamm und Borkenkäfer befallen ist. Vor zwei Jahren, berichtet der Pfarrer, ist ein fünf Meter großes Stück des Daches probeweise entfernt und untersucht worden; „jetzt wissen wir, was wir zu tun haben“. Das Dach muss abgedeckt, der hintere Teil des Dachstuhls gekappt, Stahlträger müssen eingezogen werden. Mehr als eine halbe Million Euro, sagen die Experten, sind dafür aufzubringen. „Die Initialzündung für unsere Entscheidung: ‚In diesem Jahr gehen wir das an!‘, kam durch die Förderzusage der Stiftung KiBa“, sagt Schumacher. 20.000 Euro stellt die Stiftung in diesem Jahr zur Verfügung. Für den finanziellen Eigenanteil, den die Gemeinde zu erbringen hat, gibt es auch schon viele Ideen. Konzerte, der Verkauf von bedruckten Kacheln oder Kaffeetassen - Schumacher hat keine Sorge, das Geld zusammenzubringen: „Wir sind eine Gemeinde mit Sammeltradition“.