Lichtbringerin in dunkeln Zeiten
Wer war eigentlich Lucia von Syrakus?
Der historische Hintergrund: Die Leuchtende aus Syrakus
Lucia kam um 273 in Syrakus, Italien, auf die Welt und starb dort um 304. Sie ist eine frühchristliche geweihte Jungfrau und Märtyrerin. Ihr Name selbst ist Programm: Lucia bedeutet „die Leuchtende“, abgeleitet vom lateinischen Wort lux für „Licht“.
Dass Lucia tatsächlich gelebt hat, gilt als sicher. Bereits um 400 wurde eine Grabinschrift in der Katakombe San Giovanni in Syrakus gefunden. Heute wird Lucia in den evangelischen Kirchen – vor allem in den skandinavischen und amerikanischen lutherischen Kirchen – als Glaubenszeugin und als Heilige in der katholischen und der orthodoxen Kirche verehrt
Die Legenden um ihr Leben und Martyrium, die ab dem 5. Jhd. weiter ausgeschmückt wurden, erzählen, dass Lucia die Tochter eines wohlhabenden römischen Bürgers war. Sie legte jedoch das Gelübde der Jungfräulichkeit um Christi willen ab und schob die Verlobung, die ihre Mutter Eutychia arrangiert hatte, immer weiter hinaus. Doch nachdem Eutychia durch eine Wallfahrt zum Grab der heiligen Agatha in Catania von ihrem Blutfluss geheilt wurde, stimmte sie dem Gelübde ihrer Tochter zu. Lucias abgewiesener Bräutigam klagte seine Verlobte daraufhin beim Präfekten an, dem die Diokletianische Christenverfolgung unterstand.
Grausames Martyrium
Doch als man Lucia verhaften wollte, war sie selbst durch ein Ochsengespann oder 1.000 Männer nicht von der Stelle zu bewegen, erzählt die Legende. Auch Folter mit Feuer, Übergießen mit heißem Öl und das Wirken eines Zauberers überstand sie unbeschadet. Erst nachdem ihr ein Schwert in die Kehle getrieben worden war, starb Lucia – allerdings erst, nachdem ein Priester ihr die Hostie gereicht hatte.
Aufgrund ihres Martyriums wird Lucia oft mit Schwert und Palmzweig dargestellt. Manchmal trägt sie auch ihre ausgerissenen Augen in einer Schüssel, denn andere Legenden berichten, dass sie diese ihrem Verlobten schickte, woraufhin die Mutter Gottes ihr noch schönere Augen zurückgab.
Licht, Weizen und Lucienhäuschen
Der Gedenktag der heiligen Lucia, der 13. Dezember, ist traditionell mit Lichtriten verbunden. Diese Tradition hat ihren Ursprung in der Legende, die ihren Namen („die Leuchtende“) aufgreift: Lucia soll nachts Lebensmittel zu die Christen gebracht haben, die sich heimlich in den Katakomben von Syrakus trafen. Um die Hände frei zu haben, setzte sie sich einen Kranz aus Kerzen auf den Kopf, und konnte so ihren Weg sicher finden.
Heute ist das Luciafest vor allem in Nordeuropa, insbesondere in Schweden, ein wichtiger Bestandteil des vorweihnachtlichen Brauchtums.
- Schweden: Die Feierlichkeiten beginnen oft schon morgens in der Familie und werden in Schulen, Kindergärten und am Arbeitsplatz fortgesetzt. Charakteristisch für das Fest sind das Tragen weißer Gewänder sowie traditionelles Gebäck und Gesang. Landesweit fand der Brauch erst in den letzten hundert Jahren Verbreitung. Ende des 19. Jhd. griff das Stockholmer Freilichtmuseum Skansen westschwedische Lucia-Tradition auf, um sie zu bewahren.
- Kroatien: Am Gedenktag der Lucia wird in Kroatien traditionell Luzienweizen in einer Schale ausgesät. Das Getreide grünt bis zum Weihnachtsfest und dient als Symbol für neues Leben und Hoffnung inmitten des Winters. Oft wird der Weizen mit einer Kerze oder einem Apfel in der Mitte sowie einem Band in den kroatischen Nationalfarben geschmückt. Nach den Feiertagen wird das Getreide an die Vögel verfüttert.
- Deutschland: Im oberbayerischen Fürstenfeldbruck gibt es das sogenannte Lucienhäuschenschwimmen. Hierbei werden über hundert schwimmfähige, von Schülern gebastelte Gebäudenachbildungen mit brennenden Kerzen auf der Amper dem Strom überlassen.
Kulinarische Köstlichkeiten
Traditionell verspeist man in Skandinavien zum Luciafest besonderes Gebäck. Kultstatus haben die „Lussekatter“, safrangelbe, süße Brötchen in S-Form. Bei den Lichterprozessionen tragen die Kinder verschiedene Gaben, dazu gehört auch „Pepparkakor“, knuspriger Pfefferkuchen. Getrunken wird heißer alkoholfreier Punsch oder der bekannte skandinavische Glühwein Glögg, der mit Rosinen und Mandeln in kleinen Tassen gereicht wird.
Lucia und das Weihnachtsfest
Vor der gregorianischen Kalenderreform fiel der Gedenktag der Lucia am 13. Dezember zeitweise auf das Datum der Wintersonnenwende. In der tiefsten Dunkelheit des Jahres, wenn der Tag am kürzesten ist, symbolisiert ihre hell leuchtende Kerzenkrone die Hoffnung. Die Tradition des Lichttragens, die bis heute fortgeführt wird, weist auf das Licht hin, das an Weihnachten in die Welt kommt. Christus wird in unsere Welt zum Leuchten bringen.