Andacht aus St. Pankratius in Mötzlich (Halle)
Andacht aus St. Pankratius in Mötzlich (Halle)

Andacht mit Altbischof Axel Noack

Aus der St. Pankratius-Kirche im kleinen Dorf Mötzlich am Stadtrand von Halle feiert Altbischof Axel Noack eine Andacht mit dem Förderverein. Als Leitsatz hat er die Psalmverse 6-8 aus dem 26. Psalm gewählt über „die Stätte deines Hauses und den Ort, da deine Ehre wohnt“.

Unsere Andacht zur Mitgliederversammlung der KiBa feiern wir im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Ich begrüße Sie herzlich zu dieser Andacht aus der ziemlich leeren St.-Pankratiuskirche im kleinen Dorf Mötzlich am Stadtrand von Halle. Für unsere Andacht habe ich zwei ganz bekannte Psalmverse ausgesucht, Psalm 26: „Ich halte mich, Herr, zu deinem Altar, Dir zu danken mit lauter Stimme und zu verkündigen alle deine Wunder. Ich habe lieb die Stätte Deines Hauses und den Ort, da Deine Ehre wohnt.“

Ich habe diesen Vers ausgesucht, weil wir in unserer mitteldeutschen Kirche ganz viele Altäre des Herrn haben und noch viel mehr Häuser des Herrn. Wir sind in Deutschland die „steinreichste“ Kirche. Wir haben über 4.000 Kirchen und Kapellen. Und ganz kleine Gemeinden, zum Beispiel wie diese hier in Mötzlich mit weniger als 100 Mitgliedern. Sie hat eine eigene Kirche - und das ist in allen Orten in unserer Landeskirche der Fall.

Und ich erinnere mich an Zeiten, da haben wir über diese vielen Kirchen als eine große Baulast gestöhnt. Wir haben immer gedacht, das kann man nicht schaffen, das ist nicht zu halten. Dass die Gemeinden kleiner werden und wir diese Baulast irgendwie schultern. Wir hatten gigantische Pläne, diese Kirchen zu reduzieren und wollten Kirchen aufgeben. Sie sollten gar nicht mehr sein, weil wir meinten, wir schaffen das nie und nimmer, diese Kirchen baulich zu erhalten. Und viele in unseren Synoden und Entscheidungsgremien haben mitgestimmt: jawoll, geht nicht anders, wir müssen so entscheiden. Wir müssen uns von Kirchen trennen. Aber alle haben auch gesagt: Aber unsere nicht!

Und das ist das Ergebnis nach vielen Jahren - das waren 170 - ungefähr nach vier Jahren sind die meisten unserer Kirchen restauriert worden! Da war sie da, diese Liebe zur Kirche. Zu „ihrer“ Kirche, „Das ist MEINE Kirche“, haben die Leute gesagt und die kann man nicht weggeben . die muss man erhalten! Das ist eine Lehre, die wir gezogen haben aus all diesen Jahren: wir brauchen Menschen, die sagen: „Herr, ich habe lieb die Stätte Deines Hauses und den Ort, wo Deine Ehre wohnt“, oder die sagen: „Das ist meine Kirche“.

Die das gar nicht weiter begründen. Die sagen, das ist meine Kirche, die muss man erhalten. Es brauchen gar nicht viel sein, aber ein paar wenige braucht es. Und die reißen andere mit. Wenn wir die nicht mehr haben, werden wir keine Kirchen erhalten können. Mit allem Geldsegen und allen Bauämtern der Landeskirche -  die schaffen das nicht. Wir brauchen Menschen, die eine emotionale Bindung zu ihrem Kirchengebäude haben. Dass ist das Erste. Das Zweite ist: wir haben auch gelernt, gerade hier im Osten Deutschlands, wo so viele Menschen gar kein Verhältnis zur Kirche haben. Die kennen Kirchen - die hatten sie als Kinder nie kennengelernt - die kennen nur das Gebäude. Für die reduziert sich der ganze Kirchenbegriff auf das Kirchengebäude. Die wissen nichts von EKM, von VELKD und von lutherischen Kirchen, und die wissen nichts groß Kirchgemeinde… vielleicht wissen sie noch was von der EKD, aber im Grunde kennen sie nur die Kirche als Gebäude.

Das ist der Anknüpfungspunkt für viele Menschen: über das Gebäude, was in ihrem Dorf steht, wo viele mithelfen - wir sind da auch beschämt worden, dass viele, die nicht zur Kirche gehören, sich dennoch angestrengt haben,  die Kirchen zu erhalten. Ein großer Ansatz ist nötig, dass man weiß, wenn es im Ort - vor Ort - keine eigene Initiative gibt, dann können anderen nicht helfen. Und die KiBa macht das genau auf dem Weg, indem sie nämlich dort hilft, wo Eigeninitiative vorhanden ist. 

Das Letzte ist natürlich auch die Frage: wie kriegen wir das hin, dass Menschen diese Kirche als „ihre“ Kirche empfinden? Und dass sie sagen: „Ich habe lieb die Stätte Deines Hauses“. Und der letzte Halbsatz heißt ja, „der Ort, wo Deine Ehre wohnt“. Das ist für mich eine ganz spannende Frage! Wie kriegen wir das hin, dass die Menschen merken, hier ist ein besonderer, ja ein heiliger Ort, hier ist die Ehre Gottes vorhanden, die ist hier: die Ehre Gottes. Wie können wir das befördern? Weil: die Kirche soll nicht steril sein, sie soll lebendig sein, da soll auch mal was drin passieren können! Dass nicht sonst nur ganz gewöhnlich Gottesdienst ist. Und dennoch muss sie ja die Ehre Gottes noch ausstrahlen.

Wie ich selber mit der Kirche umgehe, wie ich mich in ihr bewege, wie ich sie erlebe: das müssen die Menschen spüren. Da ist Vorbild als eine ganz große Wirkung für unsere Gemeinden nötig, dass sie die Kirche nicht nur baulich betrachten, sondern auch als einen heiligen Ort betrachten.

Und ich wünsche ihnen von der KiBa, dass sie helfen, dass sie Menschen, die die Kirchen lieb haben, dass sie Menschen, die Kirchen aufbauen, unterstützen und dass die KiBa weiter da fördern kann, wo Engagement da ist.

Ich spreche noch ein Gebet: Nun möge Gott, der Herr, diese Mitgliederversammlung segnen. Er gebe seinen Geist in diese Versammlung, er mache Menschen bereit, sich für ihre Kirchengebäude zu engagieren und andere, sie darin zu unterstützen. Er segne er die Beratungen der KiBa-Mitgliederversammlung, damit die Arbeit der KiBa weiter zum Segen werden kann. Amen.

Und damit gehen sie frisch ans Werk ihrer Versammlung.

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