St. Marien Pasewalk

Ein neues Kleid

„Kirche des Monats September 2016“ in Pasewalk

Zwei Männer, ein Ziel: Dr. Johannes Grashof und Jürgen Zur engagieren sich für die Sanierung der St. Marienkirche im vorpommerschen Pasewalk. Aus ganz unterschiedlichen Richtungen sind sie auf den gemeinsamen Weg gekommen: Johannes Grashof ist Pastor und erst seit gut zwei Jahren in Pasewalk tätig; er stammt aus dem Rheinland und hat am Beispiel des Aachener Domes gelernt, „dass der Erhalt eines Gebäudes wichtiger sein kann als dessen Wirtschaftlichkeit“. Der Pastor schätzt seine neue Wirkungsstätte im Norden, und er weiß um die prägende Bedeutung von St. Marien für Stadt und die Region. „Viele Touristen finden hier Ruhe und auch die Pasewalker – egal, ob sie zur Gemeinde gehören oder nicht – nutzen die Kirche sehr sehr gern.“

Bestes Beispiel dafür ist Jürgen Zur: Seit 15 Jahren steht der ehemalige Lehrer dem örtlichen Förderverein vor, der sich erst dem Wiederaufbau, und seit einiger Zeit dem Erhalt der Stadtkirche verschrieben hat. Er ist in Pasewalk geboren, 1940 in St. Marien getauft und hat auch seine Silberhochzeit dort gefeiert. Statt Schülern Betriebswirtschaftslehre oder Physik beizubringen, hat er nach seiner Pensionierung mit an einem Kirchenführer geschrieben, der schon in der dritten Auflage verkauft wird. Jürgen Zur ist wie seine Frau Karin Mitglied in der Kantorei, das Ehepaar trägt den Gemeindebrief aus. „Wir sind hier einfach sehr zu Hause“.

St. Marien Pasewalk

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Wie wenige andere kennen sich Johannes Grashof und Jürgen Zur aus mit St. Marien, der großen Schönen im Zentrum von Pasewalk, die als eine der bedeutendsten Backsteinkirchen des norddeutschen Binnenlands gilt und einen dramatischen Lebenswandel hinter sich hat. Der älteste Vorgängerbau aus Feldsteinen ist 1178 erstmals erwähnt, die dreischiffige Hallenkirche entstand in den Jahren 1325 bis 1350. Im Dreißigjährigen Krieg brannten kaiserliche Truppen den Turm nieder, der dabei in das Kirchenschiff stürzte. Nachdem Pasewalk preußisch geworden war, begann 1734, mit Unterstützung von Friedrich Wilhelm I., der Wiederaufbau der Kirche. Zwischen 1841 und 1863 wurde das Innere des Gebäudes nach Plänen von Friedrich August Stüler restauriert.

Nachdem die Kirche den Zweiten Weltkrieg weitgehend unbeschädigt überstanden hatte, ereignete sich 1984 ein „Schock für die ganze Stadt“ (Johannes Grashof), als an zwei aufeinanderfolgenden Tagen im Dezember Teile des Turms einstürzten. Bei der schnell anberaumten Sprengung des Turmes kam unglücklicherweise auch die Westwand des Langhauses zum Einsturz und die wertvolle Kaltschmidt-Orgel wurde zerstört. „Und als wäre das alles nicht schon genug, deckte zwei Jahre später ein Orkan das Dach des Langhauses ab“, berichtet der Pastor. Fast alles auf Anfang, hieß es in Pasewalk damals im Blick auf die Stadtkirche.

Inzwischen ist St. Marien weitgehend wiederhergestellt, auch die Inneneinrichtung ist instandgesetzt und dem Stülerschen Original so weit wie möglich nachgebildet. Derzeit trägt die äußere Fassade der Südseite ein Gerüstgewand. Joch für Joch muss ausgestemmt und mit neuen Steinen und Mörtel ausgefüllt werden; die Arbeiten am Nordschiff sind beendet, das Südschiff soll in diesem Herbst fertiggestellt werden. Rund 203.000 Euro wird dieser Bauabschnitt kosten. Die Stiftung KiBa fördert ihre „Kirche des Monats September 2016 mit 15.500 Euro.

Alle Maßnahmen zusammengerechnet muss die Gemeinde rund 1,5 Millionen Euro aufbringen, auch die Apsis und die Nordkapelle, verrät der Pastor, stehen noch auf dem Plan der Sanierer. Jürgen Zur erinnert sich, dass mehr Geld gegeben wurde, „so lange die Kirche noch sichtbar unvollständig war“. Während damals auch Großspenden eingegangen wären, sei es heute schwieriger, Spenden zu gewinnen. „Umso wichtiger ist es für uns, jetzt Mittelgeber wie die Stiftung KiBa zu gewinnen“, betont Johannes Grashof.

Die Bereitschaft, etwas für die Stadtkirche zu tun, ist aber auch in Pasewalk keineswegs versiegt, und natürlich sind Johannes Grashof und Jürgen Zur nicht die einzigen, die an St. Marien hängen und sich engagieren. Der Pfarrer wird nicht müde, den „sehr sehr aktiven“ Förderverein zu loben. 65 Mitglieder hat der Verein; einige bieten wie Jürgen Zur Kirchenführungen an, andere helfen, die Kirche an Samstagen und Sonntagen zu bestimmten Zeiten verlässlich geöffnet zu halten. Auch „Souvenirs“ zugunsten von St. Marien werden verkauft: Ansichtskarten, den Kirchenführer oder auch in Blei gerahmte Reste von inzwischen ausgetauschten Feldern des alten Kirchenfensterglases.

Ein Fest auch im Blick auf weitere Spenden soll das 25-jährige Jubiläum des Fördervereins im Oktober werden. Nach dem Festgottesdienst wird es ein besonderes Bonbon geben: die Präsentation von Aufnahmen, die ein Fotograf vom Inneren und Äußeren der Kirche mithilfe einer Drohne gemacht hat. „Ich hoffe, dass sich einige Menschen entschließen, noch einmal ihre Portemonnaies zu öffnen“, meint Johannes Grashof.

Für Jürgen Zur ist das Jubiläum außerdem mit einer anderen Hoffnung verbunden. Er wünscht sich neue Mitstreiter für den insgesamt „etwas in die Jahre gekommenen“ Förderverein. Der 76-Jährige Vereinsvorsitzende wird im Rahmen der Feierlichkeiten sein Amt abgeben. Er ist sehr froh, dass Pfarrer Andreas Behrens aus Berlin, Mitautor des Pasewalker Kirchenführers und Stadt und Kirche seit einer Vakanzvertretung seit vielen Jahren eng verbunden, das Amt übernehmen wird. „Da weiß ich, dass der Verein in guten Händen ist.“