Die Wege-Sucherin
Inke Thomsen-Krüger: Pilger bereichern eine Gemeinde
Inke Thomsen-Krüger ist stets auf der Suche nach neuen Wegen in ihrer nordfriesischen Heimat. Die Pastorin auf der Halbinsel Eiderstadt in Schleswig-Holstein konzipierte ein Pilgerprojekt und freut sich über eine Kirchenlandschaft, die ihresgleichen sucht. Unterwegs mit der „Pilgerpastorin“.
Jüngst hat sie wieder einen dieser Orte entdeckt. Beim Rapsfeld am Entwässerungsgraben, wo die alte Viehtränke und wie vergessen ein Holzgatter stehen. Der Kirchturm von Uelvesbüll ragt am Horizont als Landmarke auf, der Wasserlauf lenkt den Blick in die Ferne. Großartig. Wenn Inke Thomsen-Krüger über die Halbinsel Eiderstedt geht, kann sie nicht anders: Sie hält die Augen offen, sieht Neues und bringt es in Verbindung mit der Schöpfung. Hier eine Weggabelung oder Brücke, dort ein Schöpfwerk oder Kirchengebäude, es sind Impulse für meditative Texte und für neue Pilgerwege. Inke Thomsen-Krüger weiß, wann in der Schobüller Heide die Kiefern duften und wann die Gezeiten es zulassen , dass sie mit Gästen bei Vollmond ins Watt wandern und eine Andacht halten kann. Wege zu suchen und sie zu gehen sei das, was sie schon immer geliebt habe, sagt sie über sich selbst.
Die Pastorin, eine zierliche Frau mit erfrischendem Lachen, die wirkt, als könne sie kein Nordseesturm umwehen, ist Gemeindepastorin in Oldenswort und zudem mit einer halben Stelle im Bereich „Kirche und Tourismus“ tätig. Als sie im Winter 2011 nach Eiderstedt kam, war sie fasziniert von der Kirchenlandschaft auf dem nordfriesischen Flecken, wo auf engstem Raum 18 größtenteils vorreformatorische Kirchen stehen, die meisten im 12. oder 13. Jahrhundert erbaut.
Sie begann, diese Landschaft zu erlaufen und schlug ihrer Gemeinde vor, ein Pilgerprojekt zu etablieren. Mit dem örtlichen Tourismusverband konzipierte sie einen Pilgerführer mit Etappen von Lunden an der Eider bis ins dänische Tondern. Seitdem wird sie „Pilgerpastorin von Eiderstedt“ genannt. Wenn im Oldensworter Gemeindehaus Pilgerinnen und Pilger übernachten und sich zu den Proben des Flötenkreises und des Chores gesellen, weiß sie, dass dieses Projekt sinnvoll ist. „Pilger bereichern eine Gemeinde“, sagt sie.
Die 58-Jährige, die in Nordfriesland geboren ist und Theologie studierte, „weil ich so viele Fragen hatte“, fährt mit ihrem kleinen Kombi durch die Dörfer. Ständig klingelt ihr Telefon über die Freisprechanlage. Als Gemeindepastorin ist sie immer ansprechbar, macht Taufen, Trauungen, Seelsorge und Gottesdienste – oft auf Plattdeutsch, ihrer Muttersprache – und ist da, wenn Sterbebegleitung nötig ist.
Das Leben auf dem Land sei genauso durchgetaktet wie in der Stadt, sagt Inke Thomsen-Krüger. Sie entspannt bei Gartenarbeit, beim Singen im Chor und wenn sie mit ihrem Partner und den beiden erwachsenen Söhnen zusammen sein kann.
Mittlerweile geht sie nur noch selten auf Pilgertour, denn sie hat eine neue Aufgabe: Sie plant die erweiterte Nutzung für die Eiderstedter Kirchen, die derzeit für knapp 20 Millionen Euro saniert werden. Die Stiftung KiBa beteiligt sich dazu etwa an der Sanierung der Dorfkirche St. Michael in Welt. Die St.-Pankratius-Kirche in Oldenswort, die Gemeindekirche von Inke Thomsen-Krüger, soll zu einer Pilger- und Meditationskirche werden.
Von Katrin Wienefeld
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