Komet C/2020 F3 (NEOWISE) über der Klausenbergkapelle Abenheim
Komet C/2020 F3 (NEOWISE) über der Klausenbergkapelle Abenheim Heiko Stelzer

Himmlischer Botschafter

Seit Anfang Juli begeistert der Komet C/2020 F3 (NEOWISE) nicht nur die Astronomen, der markante Schweifstern lässt sich mit bloßem Auge beobachten. Galten Kometen in früheren Zeiten meist als Unheilsbringer, sind sie heute spannende Forschungsobjekte. Gleichzeitig führen sie uns die Großartigkeit der Schöpfung vor Auge.

Er ist quasi neu in der Familie: entdeckt wurde C/2020 F3 erst am 27. März 2020. Und für diese kurze Zeitspanne wissen wir schon erstaunlich viel über diesen himmlischen Botschafter, der uns aus den Tiefen des Alls besucht und aktuell seine ganze Schönheit präsentiert. Die hat Heiko Stelzer mit seinem Foto wunderbar eingefangen: hier steht der Komet über der Klausenbergkapelle Abenheim in der Nähe von Worms.

Als der Komet das letzte Mal hier war, schrieb man das 25. Jahrhundert vor Christi Geburt. Was mögen die damaligen Menschen über den Schweifstern gedacht haben, konnten sie ihn beobachten? Haben sie im ägyptischen Pharaonenreich in den Himmel geblickt? Oder vielleicht von der Großbaustelle in Stonehenge mit ihrem markanten Steinkreis? Wir wissen es nicht. Mit Hilfe der Mathematik und der Physik können wir aber zumindest in die Zukunft des Kometen blicken. Im November passiert er den Jupiter und dieser Planetengigant wird seine Umlaufbahn massiv beeinflussen. Im Jahr 5433 wird am entferntesten Punkt seiner Reise die Distanz zur Sonne etwa 108 Milliarden Kilometer betragen – das ist mehr als 720 Mal so weit wie die Erde! Und im Jahr 8850 ist er (vermutlich) wieder am Nachthimmel bei uns zu sehen. Ob er dann Zuschauer haben wird?

Angesichts dieser gewaltigen Zahlen von Zeit und Entfernung versagt schnell die menschliche Vorstellungskraft. Das Universum ist so unendlich groß und voller Wunder. Wir kommen aus dem Staunen nicht heraus: „Herr, wie sind deine Werke so groß und so viel!“ heißt es in Psalm 104, Vers 24. Im Unterschied zu den Menschen des Alten Testaments haben wir zwar längst begonnen, die Geheimnisse der Schöpfung mit unserer Wissenschaft zu enträtseln - so manchem Ding haben wir den Mythos genommen. An anderer Stelle ist das Staunen nur noch größer geworden, als wir angefangen haben, die Zusammenhänge zu begreifen. Im Angesicht des Kosmos schwingt Demut mit. „Wenn ich sehe die Himmel, deiner Finger Werk, den Mond und die Sterne, die du bereitet hast; was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst, und des Menschen Kind, dass du dich seiner annimmst?“, bringt es der Psalmbeter in Psalm 8, 4-5 auf den Punkt.

In unruhigen Zeiten tut es gut, den Blick in den Himmel zu richten und seine Wunder zu schauen. So ein herrlicher Komet erinnert uns daran, dass es Größeres gibt als unsere kleinen Ärgernisse. Und dass wir gut daran tun, unsere kleine Welt zu bewahren – in ihrer ganzen bedeutungslosen Einzigartigkeit.