Furtwängler-Orgel von 1857 in der Marienkriche Marienhagen (Niedersachsen)
Furtwängler-Orgel von 1857 in der Marienkriche Marienhagen (Niedersachsen)

Wiederherstellung eines Instruments für große und kleine Entdecker

„Orgel des Monats Oktober 2022“ in Marienhagen

Der strahlende Klang ist es, der Gudrun Bosman begeistert. „Kräftige Prinzipale und sanfte Flöten – typisch für eine Furtwängler-Orgel – einfach wunderschön“. Als klar wurde, dass die Orgel in der Marienkirche in Marienhagen (Niedersachsen) saniert werden musste, zögerte die langjährige Chorleiterin der Kirchengemeinde nicht. Sie brachte die Instandsetzungspläne ins Rollen und begleitete das Projekt auch und gerade in der Zeit, in der die Pfarrstelle in Marienhagen vakant war. „Natürlich möchte ich selbst auch gern an einem schönen Instrument spielen“, sagt sie ohne Umschweife. Profitiert von Bosmans Initiative haben neben der seit wenigen Wochen amtierenden neuen Pfarrerin aber natürlich auch alle Besucherinnen und Besucher der Marienkirche. Seit dem Konfirmationsgottesdienst im Mai ist die denkmalgeschützte Orgel wieder im Einsatz.

Philipp Furtwängler (ja, ein entfernter Vorfahr der bundesweit bekannten Schauspielerin Maria Furtwängler) schuf die Orgel in Marienhagen im Jahr 1857 gemeinsam mit einem seiner Söhne. Nach einer Ausbildung zum Uhrmacher hatte er sich alle nötigen Kenntnisse zum Orgelbau selbst beigebracht und eine Fabrik für Uhren und Orgeln gegründet. Seine erste „Königin“ fertigte er 1839, Mitte der 1850er Jahre beschäftigte er 15 Arbeitskräfte, drei bis fünf Orgeln und etwa sieben Turm- und Bahnhofsuhren verließen jährlich die Furtwängler-Werkstatt.

Die Furtwängler-Orgel von 1857 in der Marienkirche Marienhagen (Niedersachsen).

Die Furtwängler-Orgel von 1857 in der Marienkirche Marienhagen (Niedersachsen).

„Kräftige Prinzipale und sanfte Flöten – typisch für eine Furtwängler-Orgel – einfach wunderschön“.

„Kräftige Prinzipale und sanfte Flöten – typisch für eine Furtwängler-Orgel – einfach wunderschön“.

Blick ins Innere der Orgel: die Wellenbrettkonstruktion

Blick ins Innere der Orgel: die Wellenbrettkonstruktion

Marienhagen (Duingen) liegt im Kreis Hildesheim. In der Nähe befindet sich der Naturpark Weserbergland Schaumburg-Hameln.

Marienhagen (Duingen) liegt im Kreis Hildesheim. In der Nähe befindet sich der Naturpark Weserbergland Schaumburg-Hameln.

Gleich zwei davon gibt es in der Gemeinde Hoyershausen, zu der Marienhagen gehört. Eine ältere Schwester des Instruments in der Marienkirche befindet sich in der Kirche im Nachbarort Hoyershausen. „Die wurde zuerst saniert“, berichtet Gudrun Bosman. Dann war das Opus in Marienhagen an der Reihe: Schimmel und Holzwürmer mussten entfernt werden, die Traktur reguliert und es wurde eine neue Windversorgung mit einem neuen Motor eingebaut. Fast alle Pfeifen transportierten die Orgelbauer zur Reinigung in die Werkstatt, berichtet die Chorleiterin. Einige davon mussten durch das Anlöten eines Metallrings stabilisiert werden, da sie im oberen Bereich durch Handgriffe zur Intonation brüchig geworden waren.

Rund 33.000 Euro hat die Instandsetzung des denkmalgeschützten Instruments gekostet. Konzerte oder Feste, deren Erlöse für die Sanierung hätten verwendet werden können, waren geplant, konnten der Pandemie wegen aber auch in Marienhagen nicht stattfinden, bedauert Bosman. Aber: „Es gibt im Ort spendenfreudige Menschen“. Die entsprechenden Aufrufe im Gemeindebrief haben genügt, die Eigenmittel für die Sanierung kamen zusammen. Die Stiftung Orgelklang - eine Unterstiftung unter dem Dach der KiBa - fördert das Projekt mit 1.000 Euro.

Nicht nur in den Gottesdiensten in der Marienkirche kann die Furtwängler-Orgel jetzt wieder glänzen. Besonders freut sich Gudrun Bosman auf die „Orgelentdeckertage“ im Oktober. Schon im letzten Jahr hatte sie sich wieder an der Aktion der Landeskirche beteiligen können und Kinder in die Marienkirche eingeladen. Es wurde gesungen, getanzt und gelauscht – die Musikerin zog buchstäblich alle Register. Das hat ihr und den kleinen Orgelentdeckern große Freude gemacht. „Wir wollen ja das Interesse für den Nachwuchs wecken“.