Die Wartburg zu Eisenach - hier übersetzte Luther die Bibel ins Deutsche
Die Wartburg zu Eisenach - hier übersetzte Luther die Bibel ins Deutsche Andreas auf pixabay

Reformationstag: Mehr als nur eine Erinnerung

Luthers Thesen haben die Welt verändert

Der Reformationstag wird jedes Jahr am 31. Oktober gefeiert. Er erinnert an den Tag im Jahr 1517, an dem der Überlieferung nach Martin Luther seine 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg schlug. Das Ereignis gilt als Ausgangspunkt der Reformation, die nicht nur die Kirche, sondern auch Gesellschaft, Politik und Kultur Europas tiefgreifend verändert hat.

Es ging ihm zunächst um eine akademische Disputation um Ablass und Busse. Im Kern kritisierte Luther vor allem den Ablasshandel der katholischen Kirche. Der versprach nämlich den Gläubigen die Erlösung von der Sünde durch eine Geldzahlung: den Kauf eines Ablassbriefes. Dabei sei die Erlösung, so Luther, bereits durch die Kreuzigung geschehen. Christus hat stellvertretend die Sünden Menschen auf sich genommen.

Seine Thesen hatte Luther bereits zahlreichen Bischöfen und anderen geistlichen Würdenträgern in Briefform geschickt – als aber keine Reaktion erfolgte, soll die Thesen an die Schlosskirche genagelt haben. Ob sich das wirklich so zugetragen hat, ist historisch nicht belegt. Aber darum geht es auch gar nicht: vielmehr steht die Symbolik im Vordergrund - ein öffentliches, mutiges Bekenntnis zu einer neuen Sicht des Glaubens!

Mit seinen theologischen Erkenntnissen hat vieles auf den Kopf gestellt. Seine wichtigsten Gedanken lassen sich in einigen zentralen Punkten zusammenfassen:

  1. Allein aus Glaubensola fide

    Der Mensch wird nicht durch gute Werke oder religiöse Leistungen gerecht, sondern allein durch den Glauben an Gottes Gnade. Das leitet er aus dem Brief des Paulus an die Römer ab: Röm 1,17 und Röm 3,21–28.

  2. Allein die Gnadesola gratia

    Das sola gratia führt den ersten Gedanken weiter: nur die Gnade Gottes verhilft dem Menschen zum Heil und zur Erlösung, nicht etwas die menschliche Anstrengung. Vereinfacht gesagt: man kann keine „Punkte“ sammeln und schlechte Taten durch gute aufwiegen. Die Grundlagen dazu stehen in Röm 11,6, Eph 2,8 und Apg 15,11.

  3. Allein die Schriftsola scriptura

    Die Gute Botschaft ist das Evangelium. Hier stellt alles, was wichtig ist. Kirchliche Überlieferungen werden nicht benötigt. Dabei geht es nicht um den buchstabengetreuen Wortlaut, sondern vielmehr darum, wie das Evangelium ausgelegt wird. Luther sagt, das könne nur durch die Schrift selbst geschehen, sie sei „durch sich selbst glaubwürdig, deutlich und ihr eigener Ausleger“. Anstatt die Bibel unverrückbar zu sakralisieren, solle Gottes Wort selbst ständig neu zur Sprache kommen.

    Ausführlich beschreibt Luther das in seiner Verteidigungsschrift, der „Assertio omnium articulorum“ (Freiheitserklärung), als Antwort auf die päpstliche Bannandrohung.

  4. Christus alleinsolus Christus

    Jesus Christus ist der einzige Mittler zwischen Gott und Mensch. Kein Priester, Heiliger oder Papst kann diese Rolle übernehmen. „Denn es ist ein Gott und ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, nämlich der Mensch Christus Jesus“ heißt es in 1 Tim 2,5.

  5. Das Priestertum aller Gläubigen

    Damit stellte er die bestehende Kirchenordnung radikal infrage. Für Luther ist jeder Christ durch die Taufe ein „Priester“ – nicht im Sinne eines Amtes, sondern als Berufung zur Verantwortung und Mitwirkung. Das heißt aber auch, dass jeder Gläubige das Recht und die Pflicht habe, das Evangelium selbst lesen zu können – der Hauptgrund für ihn, die Bibel ins Deutsche zu übersetzen. Luther wollte mit dieser Lehre nicht die kirchlichen Ämter abschaffen. Er hielt Prediger und Pfarrer für notwendig – aber nicht als „höhere“ Christen, sondern als Diener der Gemeinschaft.

Am Ende führte die Reformation weit über Luthers Wirkungskreis hinaus zu tiefgreifenden Veränderungen in Kirche und Gesellschaft – weltweit. Nicht nur legte sie gewissermaßen den Grundstein für die Evangelische Kirche, sie hat mit der Übersetzung der Bibel auch die Bildung gefördert. Gleichzeitig hat Luther damit das Fundament für eine einheitliche Sprache gelegt. Die Reformation hat zur Entwicklung von individuellem Gewissen, Freiheit des Glaubens und Verantwortung des Einzelnen beigetragen.

Mehr als 500 Jahre später wird der Reformationstag eben nicht nur als historische Erinnerung gefeiert, sondern auch als Impuls, den Glauben und die Kirche immer wieder zu erneuern – ganz im Geist Luthers, der sagte: „Ecclesia semper reformanda est“ – Die Kirche muss immer reformiert werden.

KiBa-geförderte Lutherkirchen

06295 Lutherstadt Eisleben: Sankt AnnenSachsen-Anhalt
Zuletzt 2009 mit 43.636 Euro gefördert

06295 Lutherstadt Eisleben: St.-Petri-Pauli-KircheSachsen-Anhalt
Zuletzt 2006 mit 5.000 Euro gefördert

06295 Lutherstadt Eisleben OT Polleben: St. StephanusSachsen-Anhalt
Zuletzt 2025 mit 35.000 Euro gefördert

06295 Lutherstadt Eisleben: St. AndreasSachsen-Anhalt
Zuletzt 2017 mit 15.000 Euro gefördert

06295 Lutherstadt Eisleben: St. Simon und JudaSachsen-Anhalt
Zuletzt 2018 mit 15.000 Euro gefördert

06295 Lutherstadt Eisleben OT Helfta: St. GeorgSachsen-Anhalt
Zuletzt 2021 mit 15.000 Euro (über Drittmittel) gefördert

06295 Lutherstadt Eisleben: St. MichaelSachsen-Anhalt
Zuletzt 2023 mit 10.000 Euro gefördert

06886 Lutherstadt Wittenberg: Stadtkirche St. MarienSachsen-Anhalt
Zuletzt 2013 mit 25.000 Euro gefördert

08315 Lauter-Bernsbach: Martin-Luther-KircheSachsen
Zuletzt 2025 mit 8.000 Euro (über Drittmittel) gefördert

08451 Crimmitschau: LutherkircheSachsen
Zuletzt 2012 mit 20.000 Euro gefördert

12105 Berlin: Martin-Luther-GedächtniskircheBerlin
Zuletzt 2011 mit 10.000 Euro gefördert

13158 Berlin: LutherkircheBerlin
Zuletzt 2013 mit 3.950 Euro gefördert

22946 Trittau: Martin-Luther-KircheSchleswig-Holstein
Zuletzt 2019 mit 10.000 Euro gefördert

38642 Goslar, Oker: Martin-Luther-KircheNiedersachsen
Zuletzt 2010 mit 20.000 Euro gefördert

42289 Wuppertal: LutherkircheNordrhein-Westfalen
Zuletzt 2022 mit 25.000 Euro (über Drittmittel) gefördert

44879 Bochum: LutherkircheNordrhein-Westfalen
Zuletzt 2024 mit 20.000 Euro (über Drittmittel) gefördert

50735 Köln: LutherkircheNordrhein-Westfalen
Zuletzt 2025 mit 13.000 Euro gefördert

53474 Bad Neuenahr-Ahrweiler: Martin-Luther-KircheRheinland-Pfalz
Zuletzt 2023 mit 36.725 Euro gefördert

94518 Spiegelau: Martin-Luther-KircheBayern
Zuletzt 2022 mit 5.000 Euro gefördert

99086 Erfurt: LutherkircheThüringen
Zuletzt 2022 mit 15.000 Euro gefördert